Sieben Milliarden Menschen. Das hört sich unglaublich viel an und es gibt ja auch einige, die meinen, dass das zu viel wäre: Zu viel für unser Klima, zu viel für die Ressourcen unserer Erde, zu viele, um sie alle zu ernähren… Aber stimmt das wirklich? Der Autor und Filmemacher Werner Boote (Plastic Planet) kommt in seinem neuen Dokumentarfilm >>Population Boom<< zu anderen Ergebnissen…

Überbevölkert oder ungerecht?

Wer sagt eigentlich, dass unsere Erde überbevölkert ist? Seit Jahrzehnten steht die These von Politik, Wirtschaft und Medien kolportiert – wir seien einfach zu viel: Was, wenn die alle Autos fahren wollen? Was, wenn die alle einen Farbfernseher, eine Waschmaschine, ein Smartphone und eine Tiefkühltruhe möchten?? Was, wenn die alle zweimal im Jahr in Urlaub fliegen???

Klar, wenn alle sieben Milliarden Menschen so lebten wie wir hier in Europa, wäre das schlicht nicht machbar. Doch stimmt es, dass Armut, Umweltverschmutzung und Kriege sind keineswegs eine Folge der sogenannten Überbevölkerung, wie Werner Boote in einem Interview mit der freien Journalistin Nicole Albiez betont:

>>Noch immer denken manche, dass eine Milliarde Menschen hungern, weil es nicht genug Nahrung gibt. Doch weltweit werden genug Lebensmittel produziert, um die gesamte Menschheit ernähren zu können! … 1,5 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig. Die Gründe für Hunger sind also schlicht Armut und Ungerechtigkeit<<, mahnt Boote in seinem neuen Dokumentarfilm >>Population Boom<< an, der ab März in deutschen Kinos läuft. Allein der Sudan sei in der Lage, eine Milliarde Menschen zu ernähren!

Population Boom – von Werner Boote

Überbevölkerung: Wer ist zu viel?

Dazu kommt, dass der Ruf nach einer Reduktion der sogenannten Überbevölkerung natürlich auch immer mit der Frage einher geht, wer denn nun genau zu viel ist? Die Antwort schwingt mehr oder weniger unterschwellig dabei immer mit: Natürlich die, die sich so umfangreich >>vermehren<<… Also mit anderen Worten: Die, die in Armut und meist ohne Schulbildung leben.

Die Familienpolitik vieler Länder (einschließlich der deutschen!) demonstriert dies: Gefördert oder ermöglicht werden vor allem Kinder aus wohlhabenden beziehungsweise reichen Familien. Arme Länder, die bei der Weltbank Kredite beantragen müssen, sind laut >>Population Boom<< sogar gezwungen, Maßnahmen zur so genannten >>Familienplanung<< durchzuführen!

Population Boom – von Werner Boote

Wie voll ist unsere Erde?

Doch wenn man genauer darüber nachdenkt, wer wohl >>zu viel<< ist auf dieser Erde, sollten wir aus Vernunftgründen zu ganz anderen Ergebnissen kommen. Zu viel sind dann nämlich nicht diejenigen, die zum Beispiel kaum oder gar keine fossilen Brennstoffe verbrauchen – sondern diejenigen, die das in rauen Mengen tun. Allein das Pentagon, so Boote in seinem Film, verbrauche täglich so viel fossile Brennstoffe wie ganz Schweden… Wäre es da nicht viel vernünftiger für die Abrüstung einzutreten als für eine Reduktion der Weltbevölkerung?

Nicht zuletzt ist unsere Welt gar nicht so voll, wie das mit den Warnungen vor der angeblichen Überbevölkerung suggeriert wird, meint Boote. Immer wieder zeigen die Medien überfüllte Städte und Slums (über 50 Prozent der Weltbevölkerung drängt sich hier zusammen). Doch derlei Bilder trügen, meint Boote. Ein Gedankenspiel soll das verdeutlichen:

Würde man alle sieben Milliarden Menschen nach Österreich bringen – dem Heimatland Bootes – so bekäme jeder Erdbewohner 11 Quadratmeter. >>Das ist mehr, als einem Strafgefangener zusteht<<, erklärt er in seinem Film. Der Rest unseres Planeten wäre dann menschenleer. In Texas – so schreibt die Welt – könnten alle Erdenbürger so >>dicht gedrängt<< leben, wie wir Deutsche in einer typischen Kleinstadt… So voll ist es also anscheinend auf unserem Planeten auch wieder nicht (siehe Bild unten)…

Population Boom – von Werner Boote

Fazit

Werner Boote und seinem Team ist mit dem Dokumentarfilm >>Population Boom<< ein eindrucksvoller und nachdenklich stimmender Film gelungen. Er begeistert dabei nicht nur mit interessanten Fakten und überraschenden Gedankengängen. Er ist zudem auch noch mit Sorgfalt inszeniert: Wunderschöne Bilder und eingängige Metaphern machen den gut 90-minütigen Film insgesamt zu einer wohltuend optimistischen Botschaft.

Einer Botschaft, dass eine bessere Welt überhaupt nicht von der Quantität der Menschen abhängt. Es ist vielmehr die Art und Weise, die Qualität des Miteinanders zwischen Menschen und auch von Mensch und Natur, die bestimmt, für wie viele von uns Platz auf unserem Planeten ist.


Links zum Film