Zwei Jahre nach dem Brand in der Kleiderfabrik in Bangladesh haben die Opfer die volle Entschädigungszahlung erhalten! Was können wir Verbraucher aber noch tun gegen ein System, das Menschenverachtung zum gewinnträchtigen Prinzip erhebt? Viele würden ja mehr Geld für faire Mode ausgeben – aber auch Markenklamotten werden unter schlimmsten Bedingungen hergestellt. Wir ein paar Tipps und Quellen für euch zusammen gestellt.

Wie umweltfreundlich ist fair?

Das Problem bei den derzeit gängigen Textil-Labels ist, dass sie immer nur einen Aspekt der Produktion ins Visier nehmen. Die einen nehmen die ökologische Herstellungsbedingungen unter die Lupe, die anderen soziale Standards. Die einen kümmern sich um den Anbau der Baumwolle und das Färben. Andere kontrollieren die Verarbeitung in Textilfabriken wie eben jene in Bangladesh, in der über Hundert Menschen zu Tode kamen.

Wieder andere beschäftigen sich mit der Endproduktion. Kurz gesagt: Je komplexer ein Produkt ist (also je länger die Herstellungskette aller Materialien etc.), desto schwieriger wird die Kontrolle in Sachen Umweltfreundlichkeit und fairer Handel.

Die Umweltorganisation Greenpeace hat zum Thema Öko-Label in der Textil-Industrie ein PDF-Paper veröffentlicht, das ziemlich genau über die Qualität und den Umfang der verschiedenen Labels aufklärt. Dabei werden zum Teil auch soziale Aspekte berücksichtigt.  Noch schöner und übersichtlicher ist das PDF-Dokument von der christlichen Romero Initiative, das man ebenfalls kostenlose herunter laden kann.

Öko-Social-Mode-Label

Alles schön und gut, werdet ihr nun vielleicht seufzen. Wer mit Freund oder Freundin durch die City bummeln und shoppen gehen will, will nicht unbedingt einen Wegweise durch den Label-Dschungel unterm Arm geklemmt haben, um aus dem Überangebot nun die Stücke heraus zu fischen, die auch wirklich vertrauenswürdig auf Nachhaltigkeit und Menschenrechte achten.

Auch wenn es mittlerweile ganz spannende Apps für solche eine Gelegenheit gibt – etwa die Web-App productsofslavery, die zeigt was man beim Shoppen so alles falsch machen kann: Einfach Herkunftsland der jeweiligen Klamotte eingeben und ihr werdet Augen vielleicht machen, wie es in dem entsprechenden Land so zugeht… Fairtrade-Plug-Ins wie aVOID helfen dabei, fair im Netz zu shoppen: Diese Browser-Erweiterung soll einfach die Kleidungsstücke ausblenden, die mit Hilfe von Kinderarbeit entstanden sind.

Dennoch, einfacher ist es natürlich, wenn man gleich ohne nachzudenken einkaufen kann. Deshalb gibt es auch immer mehr Mode-Label und -geschäfte, die sich die umweltfreundliche und sozial nachhaltige Produktion auf die Fahnen geschrieben haben. Eine umfangreiche Liste an Online-Shops findet ihr zum Beispiel auf der Website www.fair-trade-kleidung.com. Auch bei fairtradekleidung.org gibt es viele Tipps zu Fairtrade-Shops und -Labels. Der Gründer der fairen Mode-Label Fairstyled Viktor Gebhard berichtet in diesem Interview über seine Motive und Erfahrungen.

Kleidung selber machen und tauschen

Was natürlich in jedem Fall eine kreative Alternative ist: Näht euch doch eure Klamotten einfach selbst. Das macht nicht nur Spaß und stolz – ihr könnt dafür entweder Öko- und Fair-Trade-Stoffe kaufen (beispielsweise beim Online-Anbieter Siebenblau). Oder Ihr upcyclet alte Kleidung. Bücher und Websites mit vielen Tipps und Ideen gibt es haufenweise. Auch wir haben schon über solche berichtet (siehe etwa Upcycling-Tipps für selbstgemachte Mode).

Oder ihr leiht oder tauscht eure Klamotten künftig einfach. Der Klassiker sind ja Second-Hand-Läden und Flohmärkte. Kleidertausch-Parties machen auch immer eine Menge Spaß. Hier muss man ein bisschen experimentieren, um heraus zu finden, welche Tauschparties den eigenen Geschmack treffen. In jeder größeren Stadt gibt es aber mittlerweile mehrere solche Veranstaltungen.

Alternativ gibt es online Plattformen wie den Kleiderkreisel (www.kleiderkreisel.de), über den man Ausgedientes verkaufen, verschenken oder tauschen kann. Weitere Links zum Tauschen und Teilen (nicht nur von Klamotten) haben wir auch für Dich. Und in Hamburg gibt es nun darüber hinaus auch noch die Kleiderei, in der man für einen Monatsbeitrag von 14 Euro wöchentlich 2 Kleidungsstücke ausleihen kann.

Fazit

Ich selbst kaufe nur noch sehr, sehr selten neue Kleider. Denn – von alternativ und ausgefallen bis hin zu Designer-Second-Hand-Läden für gehobene Anforderungen – hat eine Großstadt wie Hamburg alles zu bieten. Wer sich einmal damit befasst hat, wie unglaublich hoch der Durchsatz an Klamotten in Deutschland ist (siehe dazu auch meinen Beitrag Fairwertung) wird vielleicht wie ich zu der Überzeugung gelangen, dass noch mehr Materialflut weder uns noch der Umwelt gut tut.

Das Problem mit den unfairen Arbeitsbedingungen in vielen Klamotten-Fabriken wird sich dadurch jedoch sicherlich nicht lösen. Immerhin: Je weniger wir kaufen, desto weniger Arbeitsplätze gibt es für die Frauen dort. Meiner Meinung nach kann das aber kein Grund sein, nun immer wieder neue Kleider zu kaufen. Vielmehr sollten sich Lösungen finden lassen, bei denen weniger produziert wird – und das aber unter menschenwürdigen Bedingungen und einer gerechten Entlohnung.

Bildquelle: ajking / pixelio