Eigentlich weiß man, wie es besser laufen könnte – in etwa jedenfalls. Dass dem so ist, beweist die Erd-Charta: Eine Charta, die nach mehrjähriger Abstimmung von zahlreichen Organisationen aus aller Welt verabschiedet wurde. Sie basiert auf 16 Grundsätzen (siehe unten oder in ausführlicher Form hier) zur Achtung vor dem Leben, der ökologischen Ganzheit, der sozialen Gerechtigkeit sowie zu Demokratie und Frieden.

Unter www.erdcharta.de gibt es nicht nur den Originaltext zum herunter laden, sondern auch die Möglichkeit, dieser Charta beizutreten bzw. sie zu unterzeichnen. Dabei gilt natürlich: Je mehr Menschen sich dazu bekennen, desto stärker wird die Basis dieser Forderung.

Daneben findet man auf der Website eine Menge an Info-Material, mit dem man beispielsweise Nachbarn, Freunde und Bekannte überzeugen kann. Lehrer finden hier ebenfalls Unterrichtsmaterial.

Die Vorstellung, dass die Menschen einen eigenen Entwurf an Richtlinien erstellen, die angeben, wie sie sich die Welt, das Miteinander, die Wirtschaft etc. vorstellen hat schon was faszinierendes – auch wenn es sich in diesem Fall ja um eher allgemein gehaltene Richtlinien handelt, die nur allzu leicht „vergessen“ oder „übersehen“ bzw. „großzügig interpretiert“ werden können. Wäre so etwas – vielleicht in einer etwas konkreteren Form – auch für den (hoffentlich) gescheiterten EU-Vertrag möglich?

Auf jeden Fall zeigt die Tatsache, dass sich Menschen rund um die Erde auf 16 gemeinsame Werteforderungen einigen konnten, dass es – legt man die macht- und wirtschaftspolitischen Interessen mal beiseite –  doch schon so etwas wie einen allgemeinen Wertekonsens unter den Menschen gibt (viele bezweifeln das ja bspw. in Bezug auf die Menschenrechte). Mein Appell: Machen wir uns daran, darauf zu bestehen!

Hier die Kurzform der Erd-Charta:

I. Achtung vor dem Leben und Sorge für die Gemeinschaft des Lebens

  1. Achtung haben vor der Erde und dem Leben in seiner ganzen Vielfalt
  2. Für die Gemeinschaft des Lebens in Verständnis, Mitgefühl und Liebe sorgen.
  3. Gerechte, partizipatorische, nachhaltige und friedliche demokratische Gesellschaften aufbauen.
  4. Die Fülle und Schönheit der Erde für heutige und zukünftige Generationen sichern.

II. Ökologische Ganzheit

  1. Die Ganzheit der Ökosysteme der Erde schützen und wiederherstellen, vor allem die biologische Vielfalt und die natürlichen Prozesse, die das Leben erhalten.
  2. Schäden vermeiden, bevor sie entstehen, ist die beste Umweltschutzpolitik. Bei begrenztem Wissen gilt es, das Vorsorgeprinzip anzuwenden.
  3. Produktion, Konsum und Reproduktion so gestalten, dass sie die Erneuerungskräfte der Erde, die Menschenrechte und das Gemeinwohl sichern.
  4. Das Studium ökologischer Nachhaltigkeit vorantreiben und den offenen Austausch der erworbenen Kenntnisse und deren weltweite Anwendung fördern.

III. Soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit

  1. Armut beseitigen als ethisches, soziales und ökologisches Gebot.
  2. Sicherstellen, dass wirtschaftliche Tätigkeiten und Einrichtungen auf allen Ebenen die gerechte und nachhaltige Entwicklung voranbringen.
  3. Die Gleichberechtigung der Geschlechter als Voraussetzung für nachhaltige Entwicklung bejahen und den universellen Zugang zu Bildung, Gesundheitswesen und Wirtschaftsmöglichkeiten gewährleisten.
  4. Am Recht aller – ohne Ausnahme – auf eine natürliche und soziale Umwelt festhalten, welche Menschenwürde, körperliche Gesundheit und spirituelles Wohlergehen unterstützt. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den Rechten von indigenen Völkern und Minderheiten.

IV. Demokratie, Gewaltfreiheit und Frieden

  1. Demokratische Einrichtungen auf allen Ebenen stärken, für Transparenz und Rechenschaftspflicht bei der Ausübung von Macht sorgen, einschließlich Mitbestimmung und rechtlichem Gehör.
  2. In die formale Bildung und in das lebenslange Lernen das Wissen, die Werte und die Fähigkeiten integrieren, die für eine nachhaltige Lebensweise nötig sind.
  3. Alle Lebewesen rücksichtsvoll und mit Achtung behandeln.
  4. Eine Kultur der Toleranz, der Gewaltlosigkeit und des Friedens fördern.

Bildquelle: Erdcharta