Essen ist nicht einfach etwas, was auf unserem Teller liegt, meint der Philosoph und Gastrosoph Harald Lemke. Nein, Essen ist mittlerweile eine sehr politische Aktivität: Wie und was Du isst betrifft den Umweltschutz, den Klimawandel, den Artenschutz und auch soziale Gerechtigkeit und Machtkonzentration.


Die großen Agrar- und Lebensmittelkonzerne haben dabei eine besondere Bedeutung – denn sie versammeln immer mehr Macht in immer weniger Unternehmen. „Die zehn größten Saatgutkonzerne haben weltweit einen Marktanteil von 75 Prozent“, kann man in der neuen Broschüre „Konzernmacht grenzenlos: Die G7 und die weltweite Ernährung“ lesen.

Neun dieser zehn Konzerne stammten aus G7-Staaten – darunter Monsanto, Dupont oder Bayer CropScience –, halten ein Marktvolumen von über 44 Milliarden US-Dollar in ihren Händen und streben zusätzliche Machtkonzentration an: Marktführer Monsanto will gerade den drittgrößten Saatgutkonzern Syngenta übernehmen. Das hat mehrere, negative Konsequenzen:

Konzernmacht in der Agrarindustrie

Konzerne machen abhängig

Zu der Marktdominanz dieser Konzerne kommt die Gesetzgebung, die oftmals konzernfreundlich ausfällt. So werden Bäuerinnen und Bauern zum Teil kriminalisiert, wenn sie ihr eigenes Saatgut züchten und handeln. „Sie geraten in die Abhängigkeit von Konzernen und können nicht länger unabhängig für ihre Ernährung und ihr Einkommen aufkommen. Langfristig führt dies zu einer Ausweitung von Armut“, erklärt Jürgen Maier, Geschäftsführer des Forum Umwelt und Entwicklung.

Konzerne reduzieren Vielfalt

Die Konzerne konzentrieren sich auf den Verkauf weniger Sorten. Aus diesem Grund soll sich die Artenvielfalt unter den Nutzpflanzen im Laufe des letzten Jahrhunderts bereits um 75 Prozent verringert haben. „Eine fatale Entwicklung“, meint Jan Urhahn, Referent für Landwirtschaft und Ernährung bei INKOTA, „denn eine große Sortenvielfalt ist ein zentraler Überlebensfaktor, um sich an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels anzupassen.“

Konzerne machen Hunger

Es ist ein Skandal, dass es in einer Welt, in der genug für alle da ist, immer noch Hunger gibt! Doch die Marktmacht von Agrarkonzernen trägt laut Brot für die Welt dazu bei. Zwar war die Welternährungsfrage in den letzten Jahren immer wieder ein Schwerpunkt der G7-Gipfel und die Regierungen verabschiedeten dazu auch eigene Programme – faktisch sollen diese aber lediglich den Konzernen neue Absatzmärkte verschafft haben.

„Mit der Gründung der G7-Initiative ‚Neue Allianz für Ernährungssicherung‘ 2012 und den damit verbundenen Abkommen mit afrikanischen Staaten haben sich die G7 direkt in den Kampf um Saatgut in Afrika eingemischt“, meint Stig Tanzmann, Agrarexperte von Brot für die Welt. „Die afrikanische Landwirtschaft soll mit aller Macht industrialisiert und kapitalisiert werden“, so Tanzmann.

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Das kannst Du für mehr Vielfalt tun

  1. Engagiere Dich bei der Kampagne „Ich habe es satt“ und unterstütze zum Beispiel die Saatgut-Tour: www.meine-landwirtschaft.de/saatgut-tour
  2. Engagiere Dich im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt: www.nutzpflanzenvielfalt.de
  3. Engagiere Dich bei der Arche Noah: www.arche-noah.at
  4. Werde Tomatenretter: www.tomatenretter.de
  5. Informiere und engagiere Dich bei der Saatgutkampagne: www.saatgutkampagne.org
  6. Lies unseren Erfahrungsbericht über Saatguttauschbörsen und initiiere selbst eine: www.fuereinebesserewelt.info/saatguttauschborse-widerstandige-saat
  7. Mach mit bei der Aktion „No patents on Seeds“: www.fuereinebesserewelt.info/aktion-no-patents-on-seeds
  8. Nimm an der Konferenz SaatMachtSatt in Berlin teil: http://www.saatmachtsatt.de

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Weitere Informationen

Weitere Infos findest Du in der lesenswerten Broschüre „Konzernmacht grenzenlos, aus der auch die Infografiken stammen, die Du oben siehst: Die G7 und die weltweite Ernährung“, die Du als PDF kostenlos herunterladen kannst. Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst, FIAN Deutschland, das Forum Umwelt und Entwicklung, das INKOTA-netzwerk, Misereor, Oxfam Deutschland und die Welthungerhilfe erstmals in dieser Form aktuelle Informationen zusammengetragen, die die Machtkonzentrationen im gesamten Agrarsektor von Saatgut, über Handelspolitik bis hin zum Supermarkt mit Fakten und Beispielen veranschaulichen. Sie zeigen auch, an welchen Stellschrauben die G7 drehen müssen, wenn sie tatsächlich zu einer nachhaltigen Bekämpfung von Hunger und Mangelernährung beitragen wollen.

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