Auto-, Handy-, CO2– oder Plastikfasten – wie gestalte ich meine Fastenzeit eigentlich? Der bewusste Verzicht auf etwas kann etwas Klärendes, Heilsames oder vielleicht sogar Befreiendes haben. Wir haben hier die spannendsten Ideen für die kommende Fastenzeit gesammelt. Mach mit!
Was bedeutet Fasten?
Traditionellerweise beginnen die christliche Fastenzeit am Aschermittwoch (das ist in diesem Jahr der 5. März 2025). Und die Fastenzeit dauert dann vierzig Tage bis Ostern (dieses Jahr der 19. April 2025). Christinnen und Christen wollen sich mit dem Fasten auf den Tod von Jesus vorbereiten. Das Fasten gibt es aber in vielen unterschiedlichen Kulturen, Traditionen und Religionen. Vielleicht lässt sich sagen, dass es oft dabei helfen soll, bewusst von einer (Lebens-)Phase in die nächste zu kommen.
Ich finde diese Vorstellung sehr schön, vor allem in unserer Überflussgesellschaft, in der wir ständig alles haben: Erdbeeren im Winter. Spekulatius im August. Tulpen vor Weihnachten … Ich selbst habe auch schon überaus positive Erfahrungen mit dem Fasten gemacht – und mir dieses Jahr daher vorgenommen, es einmal wieder zu praktizieren. Machst du mit?
Zur Auswahl stehen uns ganz unterschiedliche Arten des Fastens. Denn das Fasten kann sich nicht nur auf die Ernährung beschränken. Kirchen, Umweltschutz- und andere Organisationen rufen zu den unterschiedlichsten Formen des bewussten (zeitweisen) Verzichts auf. Das hat für dich ein paar Vorteile:
- In der Regel entschleunigst du durch das Fasten ganz automatisch dein Leben.
- Du schulst deinen Blick für das, was wirklich wichtig ist (und erkennst, was du gar nicht unbedingt brauchst).
- Du erfährst, wie wunderbar voll und reich dein Leben normalerweise so ist. Das erzeugt meist Dankbarkeit in dir.
- Du bist hinterher ziemlich stolz auf dich: »Ich hab’s geschafft!«
Wie gestalte ich meine Fastenzeit?
Deshalb hier meine Liste an Ideen und Initiativen, die zum Fasten aufrufen. Vielleicht ist ja auch was für dich dabei? Ich würde mich freuen, wenn du deine Ideen, Erfahrungen und Meinungen über die Kommentarfunktion mit uns anderen teilst!
1. Vegan Fasten
Nein, die vegane Ernährung ist überhaupt nicht neu. Die christliche und orthodoxe Religion kennt sie zum Beispiel schon seit Jahrhunderten, nämlich immer zur Fastenzeit. Dann sind traditionell Fleisch, Milchprodukte und Eier tabu. Wenn du dich fragst: wie gestalte ich meine Fastenzeit – wie koche ich das bloß? Dann kannst du entweder der Schritt-für-Schritt-Anleitung „Veggy oder vegan?“ folgen. Oder sich bei der Tierschutzorganisation Peta einen 30-Tage-E-Mail-Probe-Abo bestellen: 30 Tage bekommst du dann von www.veganstart.de täglich eine E-Mail mit interessanten Info, Tipps und Gedankenanstößen.
2. Klamottenkur
Die Organisation Modeprotest ruft jedes Jahr zur sogenannten Klamottenkur auf (die ich auch schon mitgemacht habe und sehr empfehlen kann!). Die Idee: einen Monat lang mit nur 50 Kleidungsstücken auskommen. Die Erfahrung zeigt, dass du dadurch einen sehr viel bewussteren Umgang mit Kleidung bekommst: Du erkennst, was du wirklich brauchst, was deine Lieblingsstücke sind (also wie dein Stil genau aussieht) und was sich wie gut kombinieren lässt. Das Ergebnis sind weniger Fehlkäufe, mehr Zeit und mehr echte Lieblingsstücke nah an deinem Herzen…
3. Autofasten
Schon zum zwanzigsten Mal rufen Kirchen zum Autofasten auf. Am Aschermittwoch geht es dieses Jahr los. Dann heißt es, vier Wochen lang das Auto möglichst oft stehen lassen (nein, du musst nicht ganz darauf verzichten, nur wenn du möchtest). Unter www.autofasten.de findest du Informationen zu dem Thema, kannst du anmelden und unter Umständen Hinweise auf Vergünstigungen finden (je nachdem, wo du wohnst). Oder mach mit bei unserer Aktion „Autofrei leben“ (auf Zeit) und berichte uns von deinen Erfahrungen!
4. Plastikfasten
Noch eine gute Idee: Vier Wochen mal komplett auf neues Plastik verzichten – ja, vielleicht sogar Plastik aussortieren und (sinnvoll!) entsorgen… (siehe auch die Aktion „Weg mit Plastik“)? Es gibt ja Menschen, die komplett plastikfrei leben. Da ist es vielleicht eine prima Sache, mal vier Wochen lang auszuprobieren, wie das so geht. Infos dazu findest du auf der Aktionsseite »Plastikfasten« des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sowie in der gleichnamigen PDF-Broschüre zu geldfreien Runterladen.
5. CO2-Fasten
Das CO2-Fasten nennt sich auch Klima-Fasten und geht im Grunde einfach: so viel Treibhausgase einsparen, wie du kannst. Also: Raus aus dem Auto und rauf auf’s Fahrrad. Vegan oder zumindest vegetarisch ernähren. Heizung um ein oder zwei Grad runter. Wäsche nicht mehr bügeln (spart auch noch Zeit!). Mit dem CO2-Rechner kannst du mal schauen, wo du am meisten einsparen könntest. Und was dir sonst noch einfällt. Klar, nun kann man sagen: Was soll das? Wenn ich das Klimafasten allein mache, bringt das doch eh nichts. Ich finde schon! Du kannst nämlich mal herausfinden, wie das so ist – CO2-sparend leben. Und vielleicht bleibt von deinem Klimafasten ja was, was du in dein Leben künftig übernimmst.
6. Smartphone-Fasten
Ich kann mir vorstellen, dass viel mehr Menschen auf’s Essen verzichten würden, als auf ihr Smartphone … Und wie sieht es bei dir aus? Das Smartphone-Fasten beginnt für Einsteiger mit einem ganzen Wochenende ohne Smartphone. Und es kann sich auf bis zu sieben oder sogar mehr Tage Smartphone-Fasten steigern. Je nachdem, wie es dein Beruf erlaubt. Oder ob du gerade Urlaub hast und es dir leisten kannst, auch mal unerreichbar zu sein.
Und was für eine Herausforderung wäre es, ganze vier Wochen auf dein Smartphone zu verzichten! Könntest du dir das vorstellen? Was meinst du? (Ideen und Infos gibt es unter anderem bei handysektor.de). Unter dem Stichwort „Digital Detox“ findest du aber auch jede Menge Apps, die dir den Internet- und/oder Smartphone-Zugang stundenweise versperren. So könntest du beispielsweise auch so etwas vornehmen wie „vier Wochen lang kein Smartphone zwischen 19 und 10 Uhr“ oder so.
Fastenzeit, die erstaunliche Erfahrung des Verzichts
Es ist schon was, dass in unserer Gesellschaft der Verzicht auf etwas bisweilen schier undenkbar ist. Kein Handy für fünf Tage! »Nur« 50 Kleidungsstücke!! Kein Käse, keine Milch, keine Butter!!! Dies ist für den ein oder die andere (mich eingeschlossen) mit Sicherheit eine spannende Erfahrung. In jedem Fall bringt es uns aus unserer Komfortzone und ich würde sagen: in die Lernzone. Wie gestalte ich meine Fastenzeit? Das wird wohl mit ein Auslöser dafür sein, wie lehrreich diese Zeit wird. Ich bin jedenfalls schon gespannt.
Und ich erwarte aufgrund meiner bisherigen Fastenerfahrungen, dass nicht nur die Zeit des Fastens spannend und erkenntnisreich wird – sondern auch die Zeit danach. Das wird aus meiner Erfahrung dann eine Zeit, in der ich all die vermeintlich so selbstverständlichen Dinge wieder richtig zu schätzen weiß… Und was sind deine Erfahrungen? Teile dein Wissen mit uns und hinterlasse einen Kommentar!
Foto: Juick (flickr)
Danke für den wertvollen Beitrag. Ich fände es schön, wenn man diese Fastenzeit dann nicht nur eine Zeit lang durchzieht, sondern diese Dinge fest in sein Leben integriert und einen Lifestyle daraus macht.
Liebe Grüße
Patrick
Hallo Patrick, ja das finde ich auch! Aber manchmal ist es ein guter Einstieg, wenn man sich was erst mal eine zeitlang vornimmt. Und auch wenn man hinterher wieder zur „Normalität“ zurückkehrt, bleibt – denke ich – schon was hängen. Aber für manche ist ein schrittweiser Übergang, ein Weg, ein Prozess, richtig. Bei mir ist das zumindest in vielen Dingen so 🙂
Es sind viele gute Verzichtspunkte dabei, jedoch würde ich CO2 Fasten nicht machen, das klingt nach Selbstzerstörung, da man ja CO2 ausatmet und es auch ein Element ist, ohne das Leben hier gar nicht möglich wäre.
Allerdings stößt man ja sozusagen durch den Verzicht auf andere Dinge (Auto, Fleisch etc.) implizit dennoch weniger CO2 aus.
Was das Handyfasten angeht:
Eigentlich gut, jedoch gibt es auch Leute, die erstaunlich verantwortungsvoll damit umgehen und es z.B. dann nutzen, wenn sie mit ihrer Zeit ohnehin nichts besseres anfangen könnten (z.B. zum Lesen in einem Warteraum beim Arzt oder als Audiobuch Abspielgerät während dem Putzen).
Deswegen muss eigentlich jeder erst selbst checken, wo man seine Defizite durch Fasten an dringensten ausmerzen muss.
Hallo Alex, danke für deine Hinweise. Und: Ja, genau so war es gedacht, dass jede und jeder schaut, ob was für sie oder ihn passen könnte 😉
Die Fastenzeit beginnt an Aschermittwoch. Karfreitag bis Ostern sind 3 Tage. 🙂
oh ja – peinlich. Ändere ich gleich mal 🙂