Warum sollten wir wieder unser eigenes Saatgut sammeln und unter einander austauschen? Wie macht man das? Und darf man das überhaupt? Fragen über Fragen, die bei einer Saatguttauschbörse ebenfalls beantwortet werden.

Was ist eine Saatguttauschbörse?

In immer mehr Städten und Gemeinden europaweit treffen sich die (Stadt-)Gärtner, um ihr selbst gesammeltes Saatgut unter einander zu tauschen, sich kennen zu lernen und die neuesten Informationen auszutauschen. Solche eine Saatguttauschbörse fand gerade auch in Hamburg statt – und ich bin natürlich hingegangen, um mir die Sache genauer anzusehen (und Saatgut für unseren Garten zu bekommen).

Der kleine Saal im Gängeviertel – jenem Areal in Hamburgs Innenstadt, das 2009 besetzt wurde, um es vor dem Verfall und Abriss zu bewahren (http://das-gaengeviertel.info) – war so gar nicht frühlingshaft: Hamburg steckt noch unter einer Eis- und Schneedecken und der kleine Bollerofen in einer Ecke des Raums kam nicht gegen die Minusgrade an.

Saatguttauschbörse im Gängeviertel in Hamburg

Seltene Gemüsesorten und wichtige Informationen

Dessen ungeachtet, hatten sich etliche Hamburger Stadtgartenprojekt mit ihren Ständen eingefunden, Flyer ausgelegt und natürlich Saatgut. Hier fand man nicht nur gute Gespräche und Kontakt zu interessanten Garten- und Hofprojekten, sondern auch so ungewöhnliche Sorten wie einen >>Riesenspinatbaum<<, eine Rettichsorte namens >>Rosa Ostergruss<< oder die essbare >>Gemüse-Chrysantheme<<.

Daneben gab es Vorträge und Workshops, in denen unter anderem erklärt wurde, wie das europäische Recht für eine starke Reduzierung von Pflanzenarten sorgt; wann das Tauschen und Handeln von Saatgut illegal ist; und wie man sein eigenes Saatgut gewinnen kann.

Saatguttauschbörse im Gängeviertel in Hamburg

Eine eigene Tauschbörse organisieren

Für mehr Pflanzenvielfalt, also mehr Freiheit beim Herstellen und Verbreiten von Saatgut und sonstigen Pflanzenvermehrungen, kann man sich auf verschiedene Weise einsetzen: Man kann einen entsprechenden Brief an einen EU-Abgeordneten schicken (eine Vorlage dazu kann man zum Beispiel auf der Seite der österreichischen Organisation Arche Noah (www.arche-noah.at) finden, die einen offenen Brief zu dem Thema formuliert haben).

Und man kann natürlich selbst sein Saatgut herstellen und auf Tauschbörsen weiter geben. Wenn es bei euch in der Gegend noch keine Saatguttauschbörse gibt (eine deutschlandweite Übersicht findet ihr unter www.saatgutkampagne.org), dann organisiere doch einfach eine! Neben Ständen zum Tauschen solltet ihr dabei auf jeden Fall auch für Aufklärung sorgen. Über die Homepage der Saatgut Kampagne findet ihr jede Menge Tipps, Infos und auch Unterstützung.

Saatguttauschbörse im Gängeviertel in Hamburg