Pilze sind ganz erstaunliche Lebewesen. Sie sind keine Pflanzen, sie sind eine eigene Spezies. Und zwar eine mit ganz erstaunlichen Fähigkeiten: Sie sind die Größten, die Ältesten und die schlauesten Lebewesen unsere Planeten.

Pilze sind die größten und ältesten Lebewesen der Welt

Ja, es stimmt: Das größte bekannte Lebewesen der Welt ist ein Hallimasch-Pilz. Seit rund 2.400 Jahren breitet er sich im Malheur National Forest in Oregon aus. Wie das? Nun, die Pilze, die wir essen, sind eigentlich nur die Frucht vom Pilz. Der eigentliche Pilz – richtigerweise Myzelien genannt – besteht vor allem aus einem unterirdischen Geflecht an weißen, dünnen Fäden. Und die sollen sich beim o.g. Hallimasch über neun Quadratkilometer erstrecken – also etwa einer Fläche von 1.200 Fußballfeldern.

Darüber hinaus waren Pilze die ersten Lebewesen, die an Land. Das ist nun etwa 1.3 Millionen Jahre her… Damals sollen sich laut Myzelien-Forscher Paul Stamets Pilze auch nach den gravierenden Einschlägen von Asteroiden als nahezu einzige Lebewesen gehalten haben – denn sie brauchen kein Licht zum Wachsen, wie Pflanzen (und der Staub, der durch den Aufprall aufgewirbelt wurde, verdunkelte damals die Erde ziemlich).

Pilze sind schlauer, als Du denkst

Außerdem sind Pilze besonders »intelligent«. Denn sie sind in unserem Öko-System die Meister des Zersetzens. Sie sorgen nicht nur dafür, dass die Überreste von Tieren und Pflanzen – bis hin zu ganzen Baumstämmen – zerfallen. Sie können auch den Abbau gefährlicher Giftstoffe übernehmen. So helfen sie zum Beispiel dabei, schädliches Plastik zu zersetzen: Entweder mit Hilfe einer speziellen Vorbehandlung, wie die Zeit 2010 schrieb. Oder – wie diese im Frühjahr 2012 entdeckte Sorte – einfach so, wie etwa das Fraunhofer Institut in seinem Forscher-Blog berichtet.

Fuer eine bessere Welt: Pilze selbst anbauen

Wir haben natürlich auch mal versucht selbst Pilze anzubauen: Erst haben wir das Stroh in dieser Tonne sterilisiert…

Pilze oder Myzelien könnten sogar die besten Überlebenschancen bei einem globalen, atomaren Unfällen haben. Das zeigen die Erfahrungen in Tschernobyl: Dort fanden Forscher nämlich Pilze, die die radioaktive Strahlung zur Erzeugung von Energie nutzten – ähnlich wie Pflanzen bei der Photosynthese Licht verwenden.

Die Myzelien der Pilze können aber auch mit Erdöl-Verschmutzungen fertig werden und etliche andere Schädlinge »vernichten«. Pilze entwickeln dabei mitunter, ähnlich wie Pflanzen, eine enorme Kraft: Halimasche zum Beispiel durchbrechen selbst Asphalt (das ober-österreichische Landesmuseum hat zum sogenannten Plasterstein-Champinion übrigens ein bemerkenswertes PDF herausgebracht, aus dem auch unser Aufmacherbild stammt).

Der Pilz, die beste Medizin

Der Fungi-Forscher Paul Stamets zeigt in einem äußerst beeindruckenden und damit sehenswerten TED-Video »6 Wege, wie Pilze die Welt retten können«, wie Myzelien die unterschiedlichsten Krankheitserreger und Schädlinge besiegen können. Der Grund: Wir Menschen teilen uns mit den Pilzen ganz viele Krankheiten. Nur, dass die Myzelien geschickter sind wie wir und dagegen Mittel entwickeln können.

Fuer eine bessere Welt: Pilze selbst anbauen

… und dann haben wir das feuchte Stroh zusammen mit den (gekauften) Pilzsporen in Jutetaschen gepackt. Das immer schön wässern und nach 2-3 Wochen sollten die ersten Pilze sprießen.

In Feldforschungen hat Paul Stamets zum Beispiel bewiesen, dass Pilze die Zahl der Coli-Bakterien im Erdboden erheblich reduzieren kann. Andere Pilze produzieren Stoffe, die hochwirksam gegen Schwindsucht, verschiedene Grippe-Viren oder Pocken sind. Ja, er fand sogar Myzelien, die wirksam gegen Holzameisen, Termiten und andere Schädlinge sind. Den Pestiziden könnten wir, das ist sich Stamets sicher, adé sagen – wenn wir die Pilze nur richtig erkunden würden.

Der Pilz, das Internet der Natur

Schließlich und endlich haben die Myzelien aufgrund ihrer Struktur aber noch eine ganze andere, weltgeschichtliche Bedeutung. Myzele, so meint Paul Stamets, funktionieren wie veräußerte Gehirne und Lungen: Sie atmen Sauerstoff ein und CO2 aus – wie wir. Wenn wir durch den Wald laufen, erkennen die Myzelien dies, verbinden sich mit dem Humus oder Geröll und stemmen sich gegen unsere Schritte. Und! Myzelien arbeiten wie ein Verbindungsnetzwerk innerhalb eines Waldes und transportieren Informationen und Nährstoffe von einem Ende / Baum des Waldes zum anderen. Sie bilden dabei ein verzweigtes Netz mit diversen Knoten – und ganz wie das Internet.

Nach Stamets Meinung hat die Natur deshalb auch im Öko-System »Wald« das »Internet« erprobt und für gut befunden. Wir Menschen bauen dieses System nun – mehr oder weniger unbewusst – nach, um die restlichen Ressourcen unserer Welt möglichst effizient zu verteilen und damit (hoffentlich) unsere Welt zu schützen und zu retten. Eine schöne Vorstellung, wie ich finde. Hoffen wir nur, dass er damit recht behält und wir nicht feststellen müssen: Der Pilz ist uns nicht nur an Größe, Kraft und Alter überlegen – sondern auch an Weisheit und Weitsicht…

Danke an JJ und Isa von Labofii für die Inspiration in Sachen Fungi, Myzelien und Pilze...