Für gewöhnlich empfehlen wir ja in diesem Blog eher Dokumentarfilme, doch es gibt immer mal wieder kleine Perlen unter den Unterhaltungsfilmen, über die es zu berichten lohnt. Perlen wie diese.

Denn in „Wall-E“, dem neusten Animationsfilm aus dem Hause Pixar, steckt mehr, als man zunächst vermutet. Auf den ersten Blick eine nette Geschichte die, angefüttert mit etwas Apple-Promotion, durchaus Unterhaltungswert für die ganze Familie besitzt. Auf den zweiten Blick aber auch eine gelungene Sozialkritik mit vielen kleinen Anspielungen die nachdenklich machen (können).

Der Letzte räumt die Erde auf

„Wall-E, das ist zunächst einmal eine Liebesgeschichte zwischen zwei Robotern, die – wie es in diesen Geschichten nun mal sein muss – mit einigen Widrigkeiten, Gefahren und Abenteuern garniert wurde. Und hier beginnt es bereits ungewöhnlich zu werden. Roboter und Liebe – das kann es doch eigentlich gar nicht geben… Doch in einem Trickfilm wie diesem, der noch dazu in ferner Zukunft spielt, ist alles möglich:

Wall-E (Waste Allocation Load Lifter Earth-Class) ist ein kleiner Müllroboter, der emsig seiner Aufgabe nachgeht: Den ganzen Wohlstandsmüll aufzuräumen, den die Menschheit auf dem blauen Planeten hinterlassen hat. Und das seit 700 Jahren! So lange ist es schon her, dass die Bewohner der Erde sich in große Raumschiffe geflüchtet haben und dort eine unüberschaubare Menge an Zivilisationsmüll zurück ließen.

Museum menschlicher Zivilisation

Und so ist der kleine Kerl tagaus tagein damit beschäftigt, die unschöne Nachlassenschaft zu ordnen, zu sortieren, in handliche Würfel zu pressen und zu gigantischen Türmen aufzustapeln. Doch so ganz mag er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren und so sammelt er mit den Jahren ein umfangreiches Panoptikum kleiner „Erinnerungsstücke“ zusammen und archiviert sie in einem großen Blechcontainer – seinem Zuhause. Und so schafft er etwas, was wie ein Museum menschlicher Zivilisation anmutet. Besonders hat es ihm eine alte Videokassette angetan, eine fast verblichene Aufnahme eines alten Musicals, dass er sich immer wieder anschaut.

Bezeichnenderweise erfährt man bald, dass es in der Endphase der menschlichen Herrschaft auf Erden nur noch ein einziges, großes globales Unternehmen gegeben hat. Das rote Logo von „Buy n Large“ ist einfach überall zu sehen und auch der Präsident der Weltregierung wird später nur noch als „SEO“ des Unternehmens vorgestellt. Die Globalisierung war also in ihr Endstadium eingetreten und hatte alle anderen Unternehmen, aber auch jede gesellschaftliche Individualität verdrängt. Und am Schluss war nicht nur jedwede Gesellschaftsstruktur dahin, sondern auch alles Leben auf der Erde unmöglich geworden.

Roboter liebt Roboter – leidenschaftlich

Doch aus Wall-E – dem letzten seiner Art – wurde mit den Jahrhunderten eine Persönlichkeit, die durchaus menschliche Züge entwickelt. Ganz im Gegensatz zu den Menschen. Denn diese vegetieren nun übersättigt und teilnahmslos auf ihrem Raumschiff dahin, zu faul auch nur einen einzigen Schritt selbst zu tun. Regelmäßig schicken sie aus den Weiten des Alls Erkundungsroboter zur Erde die herausfinden sollen, ob Leben auf dem Planeten schon wieder möglich ist. Und hier beginnt nun die Liebesgeschichte, denn einer dieser Roboter „EVE“ wird von Wall-E bei seiner Exkursion beobachtet, die beiden begegnen sich und finden zueinander.

Wall-E zeigt Eve seine gesammelten Trophäen, auch dies kleine, zarte Pflänzchen was er vor kurzem gefunden und natürlich aufgesammelt hat. Eve meldet diesen bedeutenden Fund und gibt ihn an das Mutterschiff weiter, welches sie sofort zurück beordert, nicht ohne sie vorher auf Stand by zu schalten. Wall-E folgt ihr, klammert sich an die Rakete die sie zurück bringt – und das Abenteuer der beiden beginnt.

Im Mutterschiff herrscht seit 700 Jahren Routine. Niemand ist auf den Fund oder gar auf die Rückkehr in die Heimat vorbereitet. Es gibt sogar ein Computersystem, dass dieses zu verhindern wünscht („Hal“ aus 2001 lässt grüßen). Kurzum, da die Menschen dazu ausserstande sind, müssen am Ende Wall-E und Eve in die Heldenrolle schlüpfen. Mehr will ich allerdings noch nicht verraten.

Fazit

Der Film versteht es, auf charmante Weise die Familienunterhaltung mit einer leisen Sozialkritik zu verbinden. Denn hier kommt alles vor… Globalisierung, Umweltzerstörung, Zivilisationsmüll, Konsumrausch, Verantwortung, Mitgefühl. Und es ist vielleicht bezeichnend, dass es eines kleinen Roboters bedarf der die (verbliebene) Menschheit an ihre Vernatwortung erinnert.

Sehenswert!!

Bildquelle: Buena Vista