Gute Geschichten haben eine gewaltige Macht. Die fünf wichtigsten Schritte zu Deiner Geschichte für eine bessere Welt.

Allen voran sind es die Mythen – also die Erzählungen, mit wir und unsere Kulturen unser Welt- und Selbstverständnis darlegen. Im traditionellen (religiösen) Sinn sind dies die Geschichten, die uns mit Gott verbinden. Über die Helden-Mythen zeigen auch heute unsere Filme, Bücher, Artikel, Blogposts und auch mündlich überlieferten Erzählungen, wie wir unsere Welt einschätzen, woran es ihr mangelt – und was wir tun sollten, um diesen Mangel (in uns, in der Gemeinschaft und in der Welt) zu beheben.

Storytelling für das Campaigning

Schon lange nutzen Campaigner und Kommunikationsprofis dieses Wissen, um ihre Kampagnen und ihre Kommunikation für eine bessere Welt so aufzubauen, dass die Menschen sie schnell und leicht verstehen. Wer seine eigene Geschichte – besser gesagt die seiner Organisation, seines Unternehmens oder seines Projekts – so aufbaut, dass sie den gängigen Grundstrukturen klassischer Mythen und Heldensagen entspricht, der schafft damit Wiedererkennung. Unbewusst können die Menschen diese Erzählung dann sofort erkennen – sie verstehen damit schneller, worum es geht.

Storytelling für die Situationsanalyse

Da wir uns, unsere Mitmenschen und unsere Umwelt auch in den Grundmustern des Storytellings wahrnehmen und wieder geben, eignen sie sich auch, um eine Situation zu analysieren: Jede gute Geschichte hat zum Beispiel einen Held oder eine Heldin – und einen Widersacher (oder mehrere). Dieser Widersacher kann sich außerhalb des Helden befinden oder auch in ihm. Dann handelt es sich um einen inneren Konflikt. Es kann sich aber auch um eine Situation, einen Missstand handeln.

Wer also genauer analysieren möchte, wo sein Projekt, seine Organisation, seine Initiative oder sein Unternehmen steht – und in welchem Spannungsfeld Kommunikation stattfinden wird, der kann sich folgendes fragen:

  1. Was ist der Konflikt?
  2. Wer ist der Held? Und wer oder was der Widersacher?
  3. Welche Geschichte (der Wahrheit) erzählen wir (also die „Guten“) uns?
  4. Welche Geschichte erzählen sich die anderen (also die „Schlechten“)?
  5. Wie sähe die Welt aus, wenn diese Geschichten sich weiter entwickeln würde?
  6. Was könnten wir tun, um sie positiv zu beeinflussen?
  7. Wer könnte dabei unser Mitstreiter sein (von stark engagiert/einflussreich bis wenig engagiert/einflussreich)?
  8. Wer wäre unser Widersacher /von stark engagiert/einflussreich bis wenig engagiert/einflussreich)?

Eine ganz gute Anleitung dazu liefern die kostenlosen PDF-Worksheets vom Center for Storybased Strategies.

Die Protagonisten erkennen

Jede Geschichte lebt von ihren Charakteren. Also: Was für eine Figur wäre Dein Projekt, Deine Organisation oder Dein Unternehmen, wenn es ein Held wäre? Überlege Dir dabei auch ruhig, welcher Superkräfte Dein Held haben könnte. Überspitzung hilft Dir, den Kern Deiner „Marke“ zu erkennen.

Und was für beispielhafte Figuren kannst Du für Deine Mitstreiter entwickeln – sprich die Menschen, die Dein Projekt oder Deine Organisation unterstützen sowie Deine Produkte kaufen sollen? Sich die Protagonisten Deiner Geschichte auszumalen (tatsächlich auch gerne in wörtlichen Sinne: Male ein Bild von ihnen!) hilft Dir, Dir genauer vorzustellen, wie (also mit welchem Duktus) Du zu wem (Persona Deiner Zielgruppen) Du in der Kampagne oder Deiner Kommunikation sprichst.

Eine gute Geschichte entwickeln

Wenn die Protagonisten klar sind, geht es an die Geschichte selbst. Du hast bereits eine gute Basis, wenn Du die oben genannten Fragen beantwortet hast. Um nun zu Deiner finalen Geschichte zu gelangen, kannst Du Dir folgende Fragen stellen:

  1. Welche Erfolgsgeschichten haben wir (von meinem Projekt, meiner Organisation etc.) zu erzählen? Fiktiv oder real geschehen…
  2. Worin besteht wir Heldentat?
  3. Wie sieht die Welt aus, wenn wir unsere Heldentat vollbracht haben?
  4. Wodurch ist die Welt dann bereichert (und wer profitiert davon)?
  5. Welche bereits existierende Geschichte (Buch, Film etc.) beschreibt bereits meinen Mythos?
  6. Was kann ich davon übernehmen und was nicht? Warum?

Mitstreiter mobilisieren

Die Geschichte ist die eine Sache. Ebenso wichtig ist es, den Mitstreitern genau zu sagen, wie sie den Helden nun genau unterstützen können, um den „Bösewicht“ und Widersacher zu besiegen: Sollen sie eine Petition unterzeichnen? Sollen sie ein Plakat aufhängen, Flyer verteilen, an einer Demo teilnehmen, spenden oder ein Produkt kaufen? Wichtig: Die Handlung muss angemessen und realistisch sein. Eine Unterschrift bei einer Online-Petition wird nicht den Weltfrieden sichern…

Überlege Dir auch, an welcher Stelle ihrer eigenen „Heldenreise“ die Stakeholder Deines Projektes, Deiner Organisation oder Deines Unternehmens stehen: Haben sie Probleme, die Du lösen kannst? Kannst Du ihr Mentor werden – wie?

Das kleine Storytelling-Kochbuch gibt Dir noch einmal einige Übungen an die Hand, um Deine eigene Geschichte zu entwickeln. Außerdem bieten wir auch immer mal wieder Workshops zum Thema Storytelling an…

P.S. Wirklich gute Mythen haben übrigens auch intern eine große Kraft und können ein Team richtig zusammen schweißen – auch wenn es mal schwierig und nervtötend wird. Denn die Geschichte macht gleich wieder klar: Hier geht es um etwas großes Ganzes…

[notification type=“notification_mark“ ]

Interessante Links zum Thema Storytelling

[/notification]

Bildquelle: kristin-a (flickr)