Die Menschenrechte habe einen großen Einfluss auf die Gesetzgebungen vieler Länder gehabt. Doch sind sie – nach Jahrzehnten ihres Bestehens – Realität geworden? Keineswegs! Meist denkt man ja an irgendwelche Schurkenstaaten und Diktaturen, die diese grundlegenden Rechte missachten. Doch in Europa sieht es keineswegs so sauber und ordentlich aus, wie man das in seiner eurozentristischen Sichtweise vielleicht manchmal meinen mag.

Zum einen schottet sich Europa mit immer höheren Mauern vor den Wirtschafts-, Umwelt- und politischen Flüchtlingen Afrikas ab und schiebt die, die es dennoch schaffen, diese Hürden zu nehmen, oft einfach postwendend wieder in ihre Heimatländer ab – mit oftmals verheerenden Folgen für Leib und Leben. Aber auch innerhalb der Festung Europa sieht es nicht astrein aus. Doch:

„Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 umfasst … 30 Artikel und darin sind auch Rechte beschrieben, die in der Medienöffentlichkeit nicht so stark vertreten sind und in vielen Fällen wohl nicht ausdrücklich als Menschenrecht allgemein bekannt sind.

Etliche dieser festgeschriebenen Rechte werden in den unterschiedlichen europäischen Ländern laufend missachtet und laufen Gefahr, weiter an Bedeutung zu verlieren“, das ist auf der Website der Künstler-Initiative „Land of Human Rights“ zu lesen. Einige Beispiele, die die Intiative auf ihrer Website auflistet sind:

Denken wir an das Recht auf soziale Sicherheitund den gesellschaftlichen Wandel der jüngsten Vergangenheit, wo an allen Ecken und Enden eine Beschneidung erkämpfter sozialer Standards und Sicherheiten festgestellt werden muss.

Das Recht auf Arbeit und Schutz vor Arbeitslosigkeit ist in Zeiten neoliberalen Wirtschaftens jedenfalls weniger wert als die Interessen der Unternehmer und der Aktionäre. Denn selbst bei kontinuierlich steigendem Gewinn ist es nicht unüblich, dass der Personalstand verkleinert wird und somit MitarbeiterInnen entlassen werden.

So absurd es auch klingt, über die Missachtung eines der heißest erkämpften Rechte zu sprechen, so ist es doch europäische Realität: in einer steigenden Zahl von Unternehmen gilt das Recht auf Bildung von Gewerkschaften nicht mehr.

Das Recht auf einen Lebensstandard, der Gesundheit und Wohl gewährleistet, erstreckt sich auf viele Bereiche wie saubere Umwelt, Zugang zu (sauberen) Ressourcen, Wohnung, medizinische Versorgung etc. Damit ist gegenwärtig auch die Frage privat versus Staat verknüpft. Nach wie vor sind Privatisierungen im Gange und dringen in Bereiche vor wie etwa Wasserversorgung oder Krankenanstalten. Wird den privaten Unternehmen daran gelegen sein, die Rechte der Menschen zu gewährleisten? Auch dann, wenn keine Gewinne erzielt werden?

Das Recht auf Bildung ist überall in Gefahr, wo der freie Zugang zu Bildungseinrichtungen nicht gewährleistet ist, sei es durch ökonomische Hindernisse wie Schulgeld oder mangelhafte finanzielle Beihilfen oder aber durch Diskriminierung im Kindesalter, worunter vor allem Minderheiten leiden.

Politik und Verwaltung sind erfinderisch im Bestreben, das Recht, sich friedlich zu versammeln, auszuhöhlen. Wenn es um die Interessen der Mächtigen aus Politik und Wirtschaft geht, ist schnell eine großräumige Bannmeile eingerichtet und werden potentielle KundgebungsteilnehmerInnen frühzeitig an der Teilnahme an Versammlungen gehindert.

„Land of Human Rights“ will deshalb aus künstlerischer Perspektiven Beiträge zur Diskussion rund um die Menschenrechte anbieten und das Bewusstsein der Menschen dafür schärfen, dass sie täglich mit Menschenrechtsfragen konfrontiert sind und „es sich daher lohnt, besser Bescheid zu wissen, um verstärkt im Sinne der eigenen Rechte argumentieren zu können“.Zu ihr gehört beispielsweise auch die Berliner Künstlergruppe bankleer, die das hier gezeigte Plakat für die Plakatkampagne von „Land of Human Rights“ gemacht hat (einen Text von bankleer dazu findet man hier).

Zu den Veranstaltungen gehören Ausstellungen, Workshops, Filmabende, Posterkampagnen, Konferenzen und ein Café „Land of Human Rights“ in Graz. Genauere Infos gibt es auf der Website unter www.landofhumanrights.eu

Bildquelle: Land of human rights