Wieso wir diese tägliche Flut an Werbung so widerstandslos über uns ergehen lassen, ist mir ja schon lange ein Rätsel. Immerhin legt es alles darauf an, uns unzufrieden und unglücklich zu machen. Unser Marketing-Rucksack führt aber auch zu einem riesigen, unnötigen Ressourcenverbrauch
- Werbung macht unzufrieden
- Werbung ist überall
- Wir haben einen riesigen Marketing-Rucksack
Werbung ist volkswirtschaftlicher Unsinn
In einem Gespräch, das ich vor Jahren mit dem Exbanker und Wirtschaftsprofessor Christian Kreiß geführt habe, habe ich erfahren, wie unglaublich teuer und zugleich sinnlos Werbung für uns Verbraucher:innen ist. Volkswirtschaftlich gesehen produziert Werbung nämlich einfach nur unnötige Kosten. Warum? Weil es ja nicht darum geht, Menschen über ein Produkt zu informieren (das ist eine Ausrede der Werbungtreibenden). Es geht darum, dass ein:e Konsument:in ein Produkt von Unternehmen X und nicht von Unternehmen Y kauft.
Allerdings ist es volkswirtschaftlich gesehen ja völlig egal, welches Unternehmen genau das Produkt zur Verfügung stellt und verkauft. Ökonomisch gesehen ist nur wichtig, dass alle Menschen die Produkte kaufen können, die sie brauchen. Dennoch müssen wir Verbraucher:innen die Kosten für die Werbung bezahlen – die Unternehmen schlagen sie natürlich auf den Produktpreis drauf. Professor Kreiß findet, dass Marketing und Werbung damit ein echter Fehler unseres Wirtschaftssystems ist.
5-10 % weniger Ressourcenverbrauch
Doch es kommt noch dicker: Nun zeigt eine neue Studie von Prof. Christian Kreiß und Detlef Gürtler, was für ein wahnwitziger Ressourcenverbrauch Werbung und Marketing ist. „Wir können unseren Ressourcenverbrauch weltweit um 5 bis 10 Prozent reduzieren, ohne dabei auf irgendetwas verzichten zu müssen. Außer auf Teile des Marketings“, teilt die Studie „Der teure Schein“. Sie hat erstmals untersucht, wie groß der Marketing-Rucksack ist, der an Produkten dranhängt.
Diesen Begriff hat der Stiftungsgründer Prof. Günter Faltin in Anlehnung an den „ökologischen Rucksack“ gewählt. Dabei handelt es sich um die Aufwendungen für das Marketing, die über die Produktionskosten und das auf-den-Markt-Bringen hinaus anfallen. „Zu einer besseren, sanfteren, ökologischeren Welt kommen wir am einfachsten, indem wir überflüssige Marketing-Luft aus den Preisen lassen», sagt Prof. Faltin.
Marketing-Rucksack dreimal so teuer wie Produktion
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass der Marketing-Rucksack Deutschlands etwa 200 bis 400 Milliarden Euro schwer ist. Global erreicht er eine Größenordnung von 5.000 Milliarden US-Dollar. Das sind zwischen 5 und 10 Prozent des BIP. Besonders groß ist der Marketing-Rucksack natürlich bei Markenartikeln, weil sie so intensiv beworben werden. Kreiß und Gürtler haben für die Studie unter anderem Coca-Cola und Nivea-Creme untersucht. Das Ergebnis: Bei Nivea ist dieser Rucksack etwa doppelt so groß wie die eigentlichen Herstellungskosten, bei Coca-Cola sogar dreimal so hoch.
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