„Wie der Ball auch kommt, wie der Schuss auch fällt…“ – dieser Tage werde ich beim Lesen der Schlagzeilen immer wieder an dieses alte Lied erinnert, dass ich als Kind manchmal hörte. Denn auch wenn sich unser Verteidigungsminister abermals in einen Skandal verstrickt hat, und an den Schummelvorwürfen wirklich etwas dran sein sollte,  kann man wohl davon ausgehen, dass er wieder mit einem blauen Auge davon kommt und auch den neuen Ball der auf sein Tor abgefeuert wurde, mit einer eleganten Handbewegung abhält. Oder etwa doch nicht?

Wie wohl jeder in Deutschland habe ich mich schon häufig über Karl-Theodor zu Guttenberg unterhalten und insbesondere mal die Fans gefragt, was sie an diesem Mann so toll finden. Die Antworten waren fast immer dieselben: „Der bringt endlich mal neuen Wind nach Berlin.“ und „Der ist nicht korrumpierbar, denn der hat es ja gar nicht nötig!“ So, so. Wenn das alles ist… Nach meinem Dafürhalten ist es doch ein ziemlich eisiger Wind der hier nach Berlin getragen wurde und was die Unabhängigkeit betrifft, wundere ich mich dann schon etwas darüber, dass sich die Nebeneinkünfte von 2009 bis 2010 auf immerhin geschätzte 180.000 Euro belaufen sollen.

Kaum ist der Widerhall der letzten Skandale etwas verklungen,  wird es abermals eng um den „coolen Baron“ (Stern), und durch die Plagiatsvorwürfe bei seiner Doktorarbeit (die Anzahl der „entliehenen“ Textstellen mehren sich), droht abermals etwas Lack vom Frack abzubröckeln.

Natürlich – die Opposition ist am Ärger Schuld

Im dem Song „Der Theodor im Fußballtor“ heißt es weiter: „Die Männeraugen werden wach, Die Mädchenherzen werden schwach…“ und irgendwie passt das ja auch ganz gut. Oder noch besser: „Und rollt der Angriff. In unsern Strafraum. Dann kommt die Flanke. Und Schuss hinein! Aber nein, aber nein, aber nein…“ Tja, wenn das nicht eine genaue Beschreibung über den Umgang mit seinen Kritikern ist. Ich kann mich noch gut an die Szenen im Bundestag erinnern, wo die letzten Bundeswehrskandale abgearbeitet werden sollten und der Baron auf die große Tageszeitung verwies, aus der man nun alles Wesentliche entnehmen möge. Ein Tumult entstand und das Ganze hatte wirklich royalen Unterhaltungswert. Oder wie gerade erst in den Tagesthemen der Chefredakteur vom Bayerischen Rundfunk, Sigmund Gottlieb, gegen all diese bösen Stimmen der Opposition geiferte – als sei es deren Schuld. Tja, sie würden die Situation sozusagen hinterlistig für sich nutzen. Wie er den Fall aber moralisch sieht, wenn etwas dran ist an den Vorwürfen – das machte er nicht zum Thema seiner Tirade. Hmmmmm.

Man kann festhalten, dass aus dem ehemals wie aus dem Ei gepellten und rhetorisch versierten Politiker-Star ein Gejagter in eigener Sache geworden ist. Und im aktuellen Fall gibt es noch dazu niemanden den man entlassen könnte. Ich persönlich wünsche ihm nicht, dass an dem Fall was dran ist, denn es nervt schon ziemlich, wenn die politische Szene sich immer mehr zu einem Sündenbabel entwickelt. Doch wenn es stimmt und die Vorwürfe sich erhärten, dann muss der Baron die Konsequenzen ziehen, wenn ihm nicht in Zukunft ein „Münchhausen-Flair“ anhaften soll. Dafür geht es um zu viel. Dafür ist es jetzt mal ein Skandal zu viel, oder?

Nicht nur nach dem Äußeren gehen!

Stilsicherheit, gutes Auftreten und wohlfeile Worte machen eben noch lange keine gute Politik. Man muss die Menschen eben immer an ihren Taten und nicht an ihren Worten oder gar an ihrem Äußeren messen. Wann immer ich bei den Guttenberg-Fans nachfrage, kommt irgend etwas Äußerliches, etwas Oberflächliches – mir reicht das nicht. Denn ein Politiker darf ruhig weniger gewandt daher kommen, wenn er über die menschlichen Eigenschaften verfügt, die wir in diesem Moment der Geschichte brauchen. Klare Worte. Gern. Sicheres Auftreten? Hm, meinetwegen. Aber das ist nicht viel wert, wenn dann nicht Taten folgen die von Menschlichkeit, von persönlicher Demut und Bescheidenheit geprägt sind.

Aber was hat hier einer nötig, von dem wir alle lernen sollen, dass er es nicht nötig hat?

Wir werden sehen.

Das nächste Kapital des Theaterstücks lässt nicht auf sich warten. Schon heute soll es ein Statement vom Baron geben. Ich drücke jedoch weniger ihm, als Deutschland die Daumen. Denn: „Der steht bei UNS im Fußballtor.“ Noch.

Quelle:
Pixelio.de, Alexander Hauk