Wie krass dürfen #Friedenskampagnen sein? @moral_beauty fahndet nach Waffenhändlern + schreiben 25000euro aus. http://25000-euro.de/

Vor einigen Monaten sorgte der geplante Waffendeal mit Leopard-Panzern an Saudiarabien für Empörung. Die Reaktion der Politik: Null. Danach verlief die Sache wie so oft im Sande. Bis sich nun das Zentrum für politische Schönheit (ZPS), ein Künstler- und Aktionskollektiv, der Sache angenommen hat: Sie haben 25.000 Euro Fahndungsgeld ausgeschrieben für diejenigen, die die Besitzer des Waffenherstellers Krauss-Maffei Wegmann (KMW) dingfest machen helfen.

25.000 Euro Belohnung für eine Hetzjagd

Dabei scheut sich die Gruppe nicht, die Inhaber von KMW persönlich auf ihrer Website http://25000-euro.de vorzustellen. »Freunde und Bekannte der Waffenhändler zeigen sich schockiert … allerdings nicht von unserer Aktion, sondern von ihren Freunden: uns erreichen mittlerweile auch viele Nachrichten aus dem direkten Umfeld der Eigentümer, darunter sind teilweise bestürzende und eindringliche Reaktionen. Das Bild ist immer dasselbe: die Eigentümer sind nicht nur nicht bereit, sich zu ihrer Verantwortung zu bekennen und Transparenz herzustellen, sie verschweigen ihren Besitz an der Waffenschmiede offenbar sogar engen Freunden und langjährigen Weggefährten«, schreibt ZPS auf ihrer Website.

Außerdem meint der Sprecher Johannes Metzler: »Diese Personen leben vom Geschäft mit schwerem Kriegsgerät an autoritäre Regime und gehören ins Gefängnis. Dafür wird die Zivilgesellschaft jetzt sorgen«. Und so haben sie nun 25.000 Euro für Hinweise aller Art versprochen ausgeschrieben, die zur rechtskräftigen Verurteilung der Eigentümer des Waffenkonzerns Krauss-Maffei Wegmann (KMW) führen.

Politische Schönheit und die Kony-Kampagne

Die Kampagne wird hochprofessionel begleitet von T-Shirts, Videos, Plakaten in der Berliner Innenstadt und einer Social-Media-Kampagne, die vom extrem umstrittenen Kony-Feldzug gelernt zu haben scheint (siehe auch Beitrag bei telepolis). Und natürlich entbrennt die Frage, wie radikal oder wie ethisch eine solche Kampagne sein darf? Können wir mit solchen Maßnahmen jemals Frieden erreichen? Heiligt der Zweck in jedem Fall die Mittel? Soll die »Crowd« über Menschen »richten«?

Fest steht natürlich, dass die Aktion mit den unterschiedlichsten »niederen« Trieben der Menschen spielt – und zwar nicht mit denen der Waffenkonzern-Besitzern, sondern mit unseren: Es wird zur »Jagd« geblasen – und zwar für Geld. Es bedient damit nicht nur die Gier, es ermöglicht es jedem von uns aufzuatmen, mit dem Finger auf andere zu zeigen und uns zu denken: »Ja, genau – die sind die Bösen! Wir sind die Guten«. Dabei findet man auf der Website Namen und Beruf von »Leuten wie Du und ich«: Lehrern, Psychotherapeuten, aber natürlich auch Managern und Ingenieuren.

Die Moral von der Geschicht: Selbstreflektion und Fingerzeigen

Wir befinden uns damit also auf dem schwierig-schmalen Grad zwischen und fest steht, dass uns diese Kampagne genauso zur Reflexion über uns selbst nötigt, wie zum Überdenken unseres unbedachten Exportgehabes: Die Erkenntnis, dass niemand von uns schuldlos ist, sollte uns demütig machen.

Die Erkenntnis, dass wir in unserer Gesellschaft nicht leben können, ohne andere auszubeuten und zu unterdrücken, sollte uns engagiert machen. Sie sollte uns auch Mitgefühl und Nächstenliebe empfinden lassen für diejenigen, die vermeintlich noch nicht »so weit« sind wie wir. Sie sollte uns aber natürlich nicht übertolerant oder gar gleichgültig gegenüber Ungerechtigkeiten und Fehlverhalten werden lassen.

Und so »funktioniert« die Aktion in ihrer Extremheit vielleicht doch – wenn man es schafft über das Vordergründe hinaus zu denken und sich auch mit sich selbst zu beschäftigen. Immerhin bezeichnen sich die Akteure des ZPK nicht nur als Aktivisten, sondern eben auch als Künstler. Und als solche müssen sie uns – der Gesellschaft, den Menschen – den Spiegel vorhalten. Auch wenn es weh tut…