Ob Sarrazin-Debatte, der Blick auf die Finanzkrise, die Plagiatsaffäre des Karl-Theodor zu Guttenberg oder aktuell die Eurokrise und in ihrem Fokus die Jederzeitfastpleite Griechenlands – immer mischt die BILD-Zeitung vorne mit. Nicht, wenn es um die ausgewogene, sachliche und journalistische Analyse der Gegebenheiten geht, sondern immer dann, wenn sich eine Meinung im Land verfestigen soll und es eines Zentralorgans bedarf, welche uns darauf einnordet. Das klappt mal besser, mal weniger gut – aber immer noch gut genug, um Millionen Deutsche je nach Wunsch für eine These zu entflammen, zu erregen und auf die Hinterbeine zu bringen. Mit welchen Methoden die größte Tageszeitung Europas Meinungen macht, hat nun die Otto Brenner Stiftung, analysiert. Heraus gekommen ist eine heiter bis wolkig lesbare Studie mit ernstem Hintergrund.

„Zum Regieren brauche ich nur Bild, Bams und Glotze“ sagte einst Bundeskanzler Gerhard Schröder und brachte damit auf den Punkt, was für Prominente der Kategorien A, B, C und oftmals auch D gilt: Wer sich mit dem Schlachtschiff der Springer Presse zusammen tut, hat es leichter in Deutschland. Und auch wenn es mal Ausnahmen gibt, wie zum Beispiel Judith Holofernes (die Sängerin von Wir sind Helden / „ich glaube es hackt“), die sich nicht mal eben so vor den PR-Karren spannen lassen wollte, so bekommt man schon den Eindruck, dass sich umso mehr VIPs aus Politik, Kultur und Wirtschaft auf den Rückenwind des Blattes mit den überdimensionalen Lettern verlassen, wenn es um die eigene Karriere geht. Im Gegenzug ist man dann bereit, teils auch groteskeste Kampagnen mit einem Statement zu unterstützen.

Keine Frage: Die BILD-Zeitung möchte weniger über Politik und Zeitgeschehen schreiben, als diese vielmehr selbst kreieren und dominieren. Allein die Affäre um die Doktorarbeit des Karl Theodor zu Guttenbergs zeigte dies deutlich: Auch als die selbst beförderte positive Guttenberg-Stimmung so langsam an den Fakten zerbröselte, versuchte das Blatt noch immer medial die Pro-Truppen bei der Stange zu halten. Wirklich kritische oder zumindest ausgewogene Stimmen suchte man dagegen vergeblich.

Kein journalistisches Produkt

Die Otto Brenner Stiftung hat sich ausführlich mit der BILD-Zeitung beschäftigt und beschreibt deren Methoden in der umfassenden Studie: “Drucksache BILD – eine Markte und ihre Mägde”.

Hierzu heißt es im Pressetext: „Am Beispiel der „Bild“-Berichterstattung über die Griechenland- und Eurokrise des Jahres 2010 zeigen die beiden Autoren Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz mit einer empirischen Untersuchung im Detail auf, wie die „Bild“-Mannschaft Themen und Ereignisse als eine Knetmasse behandelt für ihre publizistischen, wirtschaftlichen und politischen Zwecke.“ Sie gelangen letztlich zu dem Ergebnis, dass die BILD-Zeitung kein journalistisches Produkt sei, sondern vielmehr den „Kessel Buntes“ der Massenkommunikation bis zur Neige ausschöpfe.

Man hoffe  darauf, dass „Der Versuch der „Bild“-Zeitung, sich selbst an die Stelle der öffentlichen Meinung zu setzen und als Sprachrohr des politischen Mainstreams aufzutreten“ der in den letzten Jahren ungenierter geworden sei, durch die Ausbreitung des Internets nicht noch einmal geschehe. „Wir können noch nicht wissen, welche langfristigen Folgen diese Revolution haben wird. Aber wir können etwas dafür tun, dass Fehlentwicklungen der Vergangenheit nicht einfach fortgeschrieben werden.“, heißt es in dem Statement der Die Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung.

Die Studie von Hans-Jürgen Arlt und Wolfgang Storz war übrigens auch schon Inhalt der Veranstaltung „MainzerMedienDisputs„, im Mai 2011. Sie ist also bereits älter, doch an dem Prinzip BILD hat sich ja nun augenscheinlich seither nichts geändert. Die Studie löst eine kontroverse Diskussion aus und wurde auch kritisiert. Doch am besten ist es, wenn man seine eigenen Schlüsse zieht.

Reichlich Lesestoff

Auf den Seiten die Stiftung kann man sich die Studie in insgesamt 7 Flip-Chart-Heften zu Gemüte führen. Wer will, lädt sich den Inhalt als PDF herunter. Die Aufmachung der Studie kommt eher locker flockig daher und lässt sich gut lesen.

Bitte auf die Cover klicken und dann auf der Seite auf das jeweilige Heft:

Die Studie ist übrigens auch in BILD-Originalgröße bei der Otto Brenner-Stiftung bestellbar.