Das Gehalt als Religion des 21. Jahrhunderts: Jeden Monat gebiert der Blick auf den Gehaltsauszug die gleiche missliche Frage: Womit habe ich das verdient? Wir sollten uns nicht täuschen. Letztlich ist diese Frage religiös motiviert. Schließlich beruht, wie Max Weber uns lehrte, der Siegeszug des neuzeitlichen Kapitalismus auf nichts anderem als einem angenommenen Verhältnis von Gehaltshöhe und Gottesgnade. In ewiger Unklarheit um sein Heil verbleibt dem modernen Sünder allein das Monatseinkommen als Indiz der eigenen Seelengüte. Der kernige Protestantenslogan „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ ließ sich deshalb flüssig in ein kapitalismusförderndes „Verdienst du viel, winkt dir das Paradies.“ übersetzen.

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Quellen: Cicero