Rund 1,34 Billionen Dollar wurden 2007 für Rüstung ausgegeben.

Ein gigantische Zahl, die man sich – auch wenn man es mit der Finanzkrise nun  gewohnt sein sollte mit größeren Summen zurecht zu kommen – wirklich nicht mehr vorstellen kann. Würde man dieses Geld nehmen und es den Armen, den Hungernden dieser Welt geben (etwa 1 Milliarde weltweit), so wäre man mit Sicherheit viele Probleme los. Nicht nur, dass dem Hunger und Elend vieler Menschen ein Ende gesetzt wäre – dem internationalen Terrorismus würde das sicherlich zudem Nährboden entziehen.

Abrüstung – keine einfache Sache

So einfach ist es natürlich nicht. Wer sich bedroht fühlt, wird sich nicht so leicht dazu bewegen lassen, abzurüsten. Solange die derzeitigen Atommächte zum Beispiel an ihren Waffensystemen festhalten und die Verträge zu deren Beseitigung nicht erfüllen, wird man schwerlich verhindern können, dass sich ihre Zahl vermehrt. Dennoch: Die Stimmen, die eine Wiederaufnahme der Abrüstungsbemühungen fordern, sind angesichts des (möglichen) Politikwechsels der USA wieder lauter geworden.

Doch was können wir tun, um auf eine friedlichere, eine waffenlose(re) Welt hinzuwirken? Eine Frage, der am vergangenen Wochenende eine interessante Veranstaltung in Aachen nachging. Das Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF) lud unter dem Titel „Krieg und Frieden digital“ zu einer Tagung über die derzeitige Entwicklung im Bereich der IT und Kriegstechnologie ein.

Moderne Kriegs-IT

Was es bei der Konferenz zu sehen gab, war nicht nur erstaunlich – es war auch erschreckend. Erschreckend waren beispielsweise die Bilder von unbemannten Flugzeugen und Fahrzeugen. Noch werden diese fern gesteuert. Das heißt, irgendwo sitzt ein Mensch, der die Entscheidung trifft, ob es sich bei den anvisierten Menschen beispielsweise tatsächlich um Soldaten des Gegners handelt – oder um Zivilisten. Doch die Forschung steuert nun so genannten selbst entscheidenden, autonomen Kriegsrobotern entgegen. Diese sollen dann alleine entscheiden können, ob getötet werden soll oder nicht…

Sowohl Dr. Jürgen Altmann von der Ruhr-Universität Bochum, als auch der Professor of Arificial Intelligence and Robotics Noel Sharkey von der University of Sheffield in Groß Britannien, warnten nicht nur davor, dass solche Entscheidungen die derzeitigen Möglichkeiten der so genannten „Artifiziellen Intelligenz“ (also der per Programm ausgeführten Intelligenz) bei weitem übersteigen. Sie fragten auch nach der moralischen Verantwortung: Wie, beispielsweise, sollte man einen solchen Roboter im Falle einer Fehlentscheidung zur Rechenschaft ziehen? Welche Strafandrohungen könnten ihn zögern oder zaudern lassen?

Verantwortung übernehmen

Dennoch: Die Aussicht auf reichhaltige Forschungsbudgets lassen wohl etliche Wissenschaftler vollmundige Versprechungen abgeben. Die Aussicht auf einen kriegstechnischen Vorsprung ermuntert anscheinend wiederum etliche Regierungen zu einer üppigen Finanzierung der Forschung. Ein Kreislauf, vor dem Altmann und Skarkey warnten – und der zu durchbrechen vor allem auch in der Verantwortung der Wissenschaftler liegt. Denn jedes Mitglied dieser gebildeten, belesenen und kultivierten Wissenschaftselite muss sich die Frage stellen, wohin seine Forschungsergebnisse führen – eine Forderung zur selbstkritischen Hinterfragung, die auch FIfF-Mitbegründer Professor Hans-Jörg Kreowski von der Universität Bremen stellt (siehe auch Audio-Interview).

Derweil dreht sich das Karussell weiter. Schon längst forscht man im Bereich der Nano-Technologie, einer der neuen Forschungsbereiche, für die Wissenschaftler einen unglaublichen Boom voraussehen – auch wenn (ähnlich wie bei der Gen-Technik) noch längst nicht erforscht ist, wie sich die dabei entwickelten neuen Atome auf unsere Umwelt und auf uns auswirken. Da wird beispielsweise an Anzügen geforscht, die selbständig und punktuell schusssicher (also hart) werden können – ohne die Bewegungsfreiheit der Soldaten zu sehr einzuschränken. Selbst an der alten Idee vom Tarnanzug wird getüftelt: Nano-Partikel an der Oberfläche der Anzüge sollen die Umgebung scannen und nahezu zeitgleich wiedergeben, sodass der Soldat in seiner Umgebung gleichsam verschwindet.

Ein Fazit

Die moderne Kriegstechnik ist damit keineswegs ein angenehmes Thema, mit dem sich auseinander zu setzen besondere Freude bereiten würde. Dennoch ist dies wichtig – und somit auch die Veranstaltung des FIfF. Denn die Frage um die Verantwortung von zivilen Opfern, die man nicht einfach Robotern und künstlichen Intelligenzen überlassen kann – oder die Folgen, die Nano-Partikel sowie überhaupt die Entwicklungen neuer Militärtechnologien möglicherweise haben könnten, gehen uns alle an. Dies sind Themen, die öffentlich debattiert – und nicht hinter verschlossenen Türen munter vor sich hin entwickelt werden sollten!

Übrigens: Sämtliche Vorträge sollen demnächst im Internet als Video-Podcast zur Verfügung stehen. Wir werden dann verlinken. Weitere Infos gibt es auch unter http://krieg-und-frieden-digital.de