Klimawandel bedeutet Krieg. Ein Krieg der reichen gegen die armen Länder dieser Erde. So sagt es der Klimaexperte Saleemul Huq aus Bangladesch während der COP21. Wieso und wie das Klimaabkommen von Paris zustande kam, zeigt der sehenswerte Dokumentarfilm »Guardians of the Earth« von Filip Antoni Malinowski.
Viele Tränen flossen. Aus Begeisterung. Bei manchen auch aus Enttäuschung. In Paris haben sich 2015 alle Länder der Erde auf ein verbindliches Klimaabkommen geeinigt. Von außen betrachtet fanden die einen, dass die Vereinbarungen nicht weit genug gingen: Die Maßnahmen seien zu unverbindlich, die Finanzleistungen nicht ausreichend. Andere waren sehr glücklich darüber. Immerhin kamen die Länder doch gemeinsam zu dem Vorhaben, den Temperaturanstieg weit unter 2 Grad und am besten bei maximal 1,5 Grad im Vergleich zum Niveau vor dem Industriezeitalter zu halten. Eine Position, die die mächtigen und reichen Industrienationen vor den Verhandlungen mehrheitlich abgelehnt hatten.
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Das Klimaabkommen von Paris
Denn das ist in der Tat ein ehrgeiziges Ziel: Um den Temperaturanstieg auf maximal 1,5 Grad über dem Niveau der vorindustriellen Zeit zu halten, müsste die Verbrennung fossiler Energieträger bis »2040 komplett eingestellt werden und die Energieversorgung – d. h. Strom, Wärme und Verkehr – in diesem Zeitraum vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden«, so Wikipedia. Aber es ist notwendig: Bei einem Temperaturanstieg auf 2 Grad und mehr würden 30 Inselstaaten im Meer versinken und viele Küsten verschwinden!
Doch wie kommt es eigentlich zu den Formulierungen dieses Vertrags? Wie wird verhandelt? Wie schafft man es, dass sich 20.000 Vertreter aus 195 Ländern innerhalb von elf Tagen auf einen 14-seitigen Text einigen? Auf einen Vertrag, der jeden Menschen auf der Erde beeinflusst – ob er nun schon lebt oder erst noch geboren wird. Der Regisseur Filip Antoni Malinowski hat darüber den wirklich spannenden Dokumentarfilm »Guardians of the Earth« gedreht. Exklusiv durfte er hinter den Kulissen filmen. Prominente Köpfe kommen zu Wort wie etwa die Generalsekretärin der UN-Klimarahmenkonvention Christiana Figueres, Al Gore, der damalige US-Außenminister John Kerry oder Saleemul Huq, Experte für Klimawandel aus Bangladesh.
Hinter den Kulissen von COP21
Der Film »Guardians of the Earth« begleitet diese Protagonisten ungeschminkt durch den Verhandlungsmarathon. Er zeigt, wie die Bühnen auf- und wieder abgebaut werden. Wie sich die Wachleute bereit machen. Wie sich die einzelnen Interessens- und Konsensgruppen treffen. Wie die Texte mit den Tausenden von eckigen Klammern aussehen – jede von ihnen umschließt einen strittige Formulierung, für die es bis zum Ende von COP21 eine Lösung geben soll.
Er zeigt die Demonstranten, die – als sie die 250.000-Euro-teuren Unternehmensstände in der Lobby als Greenwashing anprangern wollen – unsanft abgeführt werden. Er zeigt, wie eindringliche Reden den Mächtigen ins Gewissen furchen wollen. Er zeigt, wie Menschen verzweifelt und ausgelaugt über die Kälte mancher Unterhändler*innen in Tränen ausbrechen.
„Bei den Klimaverhandlungen geht es schon lange nicht mehr um den Klimawandel“, meint Saleemul Huq in »Guardians of the Earth«. Er ist mit dabei, um die Unterhändler*innen der am meisten vom Klimakollaps bedrohten Länder bei ihren Verhandlungen strategisch zu unterstützen. Sie sind längst nicht so gut ausgebildet, die wie Vertreter der Erdöl produzierenden Länder – die eigentlich aus Ölkonzerne stammen.
„Es geht um Wirtschaft und um Wahlkampf“, lautet daher auch wenig überraschend das Fazit von Huq. Zum Glück, so meint er, seien viele Unternehmen mittlerweile weiter als die Politik. Es ändere sich langsam, langsam etwas…
Guardians of the Earth? Was bleibt…
Am Ende: Applaus. Tränen. Freude. Umarmungen. Die Verhandlungen mussten zwar um einen Tag verlängert werden, aber am Ende hat man doch geschafft, was kaum möglich schien. Tatsächlich? Ein Rundherum-Happy-End gibt es wohl nur in Hollywood. Bei diesem Film gibt es das nicht. Denn der wahre Erfolg des Abkommens steht und fällt mit dem Engagement jedes einzelnen Landes. Und so schwant Böses, als man am Ende Donald Trump aus dem Off hört: Ein globales Klimaabkommen? – »One of the dumbest things I’ve ever seen«.
Doch wir sollten nicht so verächtlich über den Atlantik schauen. Kanzlerin Merkel und die Groko haben erneut den Kohleausstieg verschoben. Schöne Worte nützen letztlich nichts. Es müssen Taten folgen. Schön, dass der Film das noch einmal vor Augen führt. Und ich hoffe, das viele ihn sehen und sich aufrütteln lassen, um Druck auf unsere Regierung auszuüben, zu ihren Vereinbarungen und Selbstverpflichtungen auch tatsächlich zu sehen.
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Guardians of the Earth
Regisseur: Filip Antoni Malinowski (http://dok.at/person/filip-antoni-malinowski)
Länge: 1 Stunde 25 Minuten
Website: http://guardians-of-the-earth.net
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Ich finde es gut, dass es ein Klimaabkommen gibt und dass die Politik endlich mal ein Zeichen setzt, dass sie etwas ändern wollen. Auch wenn ich die Traurigkeit an vielen Punkten teile, dass nicht genug getan wird, nicht schnell genug gehandelt wird und nicht allen das Thema Klima- und Umweltschutz am Herzen liegt, sehe ich doch im Alltag, dass alleine die Tatsache, dass sich „große“ Politiker mit dem Thema beschäftigen, dazu führt, dass viele Menschen sich selbst Gedanken zur Umwelt machen. Vor einigen Jahren wurde ich noch als „Ökö“ belächelt, heute pflichtet mir jeder bei, dass man z.B. weniger (Plastik)Müll produzieren sollte, weniger Fleisch konsumieren oder auf das Tierwohl achten sollte. Und das ist doch das, was letztlich den Unterschied ausmacht: das Verhalten jedes Einzelnen. Und wenn ein Klimaabkommen dazu beiträgt, dass Menschen (umwelt)bewusster handeln, finde ich das gut.
Wenn es in die Tat umgesetzt wird, halte ich das Klimaabkommen schon für einen guten Weg. Über die Tickets würde ich mich sehr freuen!