Fairmondo (früher Fairnopoly) will ein fairer Online-Marktplatz für Unternehmen und Privatmenschen sein – und damit eine Alternative zu Ebay, Amazon und Co. Doch Fairmondo ist mehr: Die Gründer wollen mit dem Unternehmen eine Blaupause für faire, transparente und sinnvolle Großkonzerne entwickeln. Wir sprachen mit Gründer Felix Weth über die Rechtsform, den Aufbau und die Ziele von Fairmondo.

Interview: Felix Weth, Fairnopoly

Felix Weth, einer der Gründer und Geschäftsführer von Fairnopoly.

Wer bist Du und was machst Du bei Fairmondo?

Ich bin Felix Weth in der Geschäftsführung von Fairmondo und für Strategie, Networking und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Wie ist Fairmondo entstanden?

Fairmondo hat eine lange Geschichte: Ursprünglich ist das Unternehmen entstanden, um NGOs finanziell zu unterstützen, die sich gegen Korruption einsetzen. Daher sollte Fairmondo von Anfang an so organisiert sein, dass es selbst einmal ein korruptionsresistenter, internationaler Konzern ist. Fairmondo soll quasi eine Vorlage, ein Modell sein, wie Großkonzerne zwar wirtschaftlich, aber eben auch fair, umweltfreundlich und sozial funktionieren können.

Warum ist das Thema Korruption so wichtig?

Das betrifft in Deutschland natürlich vor allem die Großunternehmen. Das sieht man schon am Beispiel der Steuern: Viele internationale Konzerne zahlen in Deutschland gar keine Steuern mehr. Keiner – noch nicht einmal die Mitarbeiter – können durchschauen, wie diese Konzern-Netzwerke aufgebaut sind und welche einzelnen Unternehmen genau dazu gehören. Es fehlt also an Transparenz und damit auch an der Möglichkeit zu überprüfen, wie die Geldflüsse aussehen.

Darüber hinaus haben diese Konzerne die Mittel, um umfangreiche Lobby-Arbeit zu finanzieren und so erheblichen Einfluss auf die Politik und die Gesetzgebung zu nehmen.

Interview: Fairnopoly steht für mehr Transparenz

Fairmondo steht für Transparenz – das zeigt dieses Kampagnen-Foto…

Was macht Fairmondo denn besser?

Fairmondo ist auf den ersten Blick ja einfach eine Verkaufsplattform wie Ebay oder Amazon. Darüber hinaus unterstützt Fairmondo aber insbesondere fair hergestellte und gehandelte Produkte. Käufer können sich beispielsweise per Mausklick nur noch Fairtrade-Produkten anzeigen lasse. FairTrade-Anbieter zahlen nur die halbe Verkaufsprovision. Außerdem zahlen wir ein Prozent des Umsatzes an Anti-Korruptionsorganisationen.

Und schließlich ist auch die Unternehmensorganisation von Fairnopoly besonders. Unsere Rechtsform ist die Genossenschaft, die wir zu der von uns sogenannten Genossenschaft 2.0 weiter entwickelt haben. Die Versionsnummer 2.0 soll einerseits Start-Ups ansprechen, denen diese Form der Genossenschaft als dynamisches Unternehmensmodell dienen kann. Andererseits zeichnet sich diese neue – oder auch zweite – Version der Genossenschaft durch zehn Eigenschaften aus.

Warum habt ihr euch für die Rechtsform der Genossenschaft entschieden?

Weil wir der Meinung sind, dass ein Unternehmen in aller erster Linie den Mitarbeitern, Kunden und Partnern gegenüber verpflichtet ist. Das bedeutet, dass die Menschen, die von einem Unternehmen betroffen sind, auch eine demokratische Einflussnahme haben sollten. Hier hat die Rechtsform der Genossenschaft die besten Möglichkeiten geboten – allerdings unter der Voraussetzung, dass ein Genossenschaftsanteil so günstig ist, dass ihn sich jeder leisten kann. Bei Fairmondo sind das 50 Euro.

Ebenso wie bei anderen Rechtsformen muss man auch die Genossenschaft natürlich ausgestalten. Ähnlich auch wie bei einem Verein legt man in einer Satzung den Zweck fest. Und wir haben uns – wie bereits erwähnt – über die zehn Eigenschaften einen fairen, transparenten und sozialen Rahmen gegeben.

Team-Meeting bei Fairnopoly

Team-Meeting bei Fairmondo. Noch sind die Mitarbeiter überschaubar, doch Fairmondo will das Modell für einen fairen, internationalen Konzern werden.

Wie sieht der Rahmen eurer Genossenschaft 2.0 denn aus?

Zum Beispiel wird der Vorstand von den Mitarbeitern gewählt – oder eben auch abgewählt. Der Vorstand führt zwar das Geschäft und trifft auch die täglichen Entscheidungen. Dennoch ist er so den Anteilseignern gegenüber rechenschaftspflichtig. Außerdem gibt es einzelne Teams, die in ihren jeweiligen Aufgabenbereichen die Entscheidungen treffen.

Wichtig ist uns auch, dass die Gehälter nicht weiter als 1:3 auseinander liegen dürfen. Derzeit zahlen wir uns zwar ein Einheitsgehalt, doch das könnte sich künftig ändern – sei es aufgrund unterschiedlicher Kompetenzen oder auch Bedürfnisse. Wie das genau aussieht, legt die Satzung nicht fest – aber sie setzt wichtige Grenzen. Denn die Gehaltsspanne hat einen wichtigen Einfluss darauf, wie man sich gegenseitig wahrnimmt und in Beziehung zueinander steht und beeinflusst somit das gesamte Betriebsklima.

Warum ist die Genossenschaft eine so gute Rechtsform für Start-Ups und Sozialunternehmen?

Zum einen, weil sie eine demokratische Struktur ermöglicht, wenn man sie richtig ausgestaltet. Zum anderen, weil sie Start-Ups einen Ausweg aus der Abhängigkeit von Großinvestoren liefert. Bei uns kann man zum Beispiel maximal Anteile von 10.000 Euro kaufen und hat eine Kündigungsfrist von drei Jahren – das heißt, wir sind niemals von einem Anteilseigner abhängig.

Dazu kommt, dass sich diese Genossenschaftsanteile nicht handeln lassen. Das nimmt den Gewinndruck und erlöst die Unternehmen damit von der kurzfristigen und kurzsichtigen Gewinnmaximierung, die heute ja zu einem großen Teil auf Kosten der Mitarbeiter und der Umwelt geschieht.

Damit sind Genossenschaften übrigens auch eine alternative Geldanlage für Menschen, die ihr Geld sinnvoll investieren wollen. Denn selbst im Bereich des Social Investments ist es mittlerweile schwierig, Gelder zu investieren, ohne die genannten Strukturen zu unterstützen.

Das Genossenschaftsmodell von FairnopolyDas Genossenschaftsmodell von Fairmondo.

Fairmondo also als Blaupause für den besseren Konzern?

Ja, denn makro-ökonomisch betrachtet ist es absolut notwendig, dass wir unsere Unternehmen neu organisieren. Anders werden wir unser Ressourcenproblem nicht in den Griff bekommen. Denn den Gewinndruck geben die großen Unternehmen ja auch an die kleineren Zulieferer weiter, indem sie Kosten drücken et cetera. So breitet sich diese negative Logik auf die ganze Wirtschaft und Gesellschaft aus. Und um das zu durchbrechen brauchen wir positive Gegenbeispiele.

Das heißt wir müssen es hinkriegen, den größten Teil der Großkonzerne durch Genossenschaften zu ersetzen. Heute erwirtschaften alle Genossenschaften in Deutschland gerade mal sieben Prozent des Bruttosozialprodukts. Das muss mehr werden. Mit Fairmondo wollen wir jedenfalls internationalen Giganten wie Amazon oder Ebay tatsächlich Marktanteile wegnehmen.

Was dann ja auch wiederum sehr viel Druck von der Politik nehmen und möglicherweise zu besseren politischen Entscheidungen führen würde?

Ja, auf jeden Fall. Meiner Meinung nach können wir nicht auf die Politik warten – und wir können über die Politik auch keine großen Veränderungen bewirken. Wir müssen bei der Wirtschaft ansetzen und hier neue Modelle entwickeln. Wir müssen die Wirtschaft in die Hand der Menschen bekommen, die davon betroffen sind.

Ein schöner Abschluss-Appell an alle Weltverbesserer, finde ich. Vielen Dank für das Gespräch!


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