Robin Wood im Baum

Ganz kalt: ROBIN WOOD-KletterInnen und andere AktivistInnen gingen heute früh aus Protest gegen den Bau des extrem klimaschädlichen Kohlekraftwerks Moorburg und die geplante Fernwärmetrasse zwei Bäume im Gählerpark in Hamburg-Altona auf unbestimmte Zeit auf die Bäume. Damit wollen sie das Bündnis „Moorburgtrasse stoppen“ unterstützen, zu dem sich AnwohnerInnen und Stadtteilinitiativen zusammengeschlossen haben. Die beiden AnwohnerInnen, die bereits seit dem 3. Dezember einen Baum im Gählerpark besetzt halten, haben damit seit heute neue NachbarInnen.

Das werden kalte, aber sicherlich aufregende Weihnachtstage. Wer die Wagemutigen bei ihrer Aktion unterstützen möchte: Die BaumbesetzerInnen freuen sich über Besuch und heiße Getränke, veganes Essen, Aktionsideen – und sicherlich auch Geschenke. Wer die Nase voll hat von Vattenfall: Robin Wood bietet auch Infos zum Anbieter-Wechsel. Zur Info für die, die nicht so auf dem Laufenden sind, was Moorburg angeht – hier noch Infos von Robin Wood:

Der Energiekonzern Vattenfall will eine rund 12 Kilometer lange Fernwärmetrasse bauen, die vom neuen Kohlekraftwerk Moorburg quer durchs Hafengebiet und Altona bis nach Diebsteich führen soll. ROBIN WOOD fordert einen Verzicht auf die Trasse, einen Baustopp für das Kohlekraftwerk Moorburg sowie einen grundlegenden Wechsel in der Energiepolitik der Stadt:

weg von extrem klimaschädlichen Großkraftwerken in der Hand marktbeherrschender Konzerne hin zu dezentralen Strukturen auf Basis erneuerbarer Energien. Der Bau der Trasse ist zudem ein Paradebeispiel dafür, wie die Stadt Hamburg Rechte von AnwohnerInnen bei der Planung großer Bauvorhaben missachtet, einseitig Wirtschaftsinteressen berücksichtigt und städtisches Grün vernichtet. Weil dies kein Einzelfall ist, beteiligt sich ROBIN WOOD auch an der heutigen Parade „Recht auf Stadt“ in Hamburg.

Vattenfall baut derzeit im Stadtteil Moorburg ein 1.600-Megawatt-Kohlekraftwerk. Über acht Millionen Tonnen Kohlendioxid wird diese Dreckschleuder künftig Jahr für Jahr in den Hamburger Himmel blasen und damit das Klima doppelt so stark belasten wie der gesamte Straßenverkehr in der Hansestadt. Anstatt das alte Heizkraftwerk Wedel durch ein modernes 800-Megawatt-Gaskraftwerk zu ersetzen, hat sich der Konzern für ein doppelt so großes Kohlemonster an die Elbe entschieden – und vom schwarz-grünen Senat dafür grünes Licht bekommen.

Trotz der an sich sinnvollen Fernwärmeauskoppelung wird dieses Kraftwerk nur einen Wirkungsgrad von maximal 60 Prozent erreichen und damit wesentlich ineffizienter arbeiten als ein modernes Gaskraftwerk. Ohne die Fernwärmetrasse ließe sich das Kraftwerk Moorburg nicht rentabel bewirtschaften. Die Trasse ist somit die Achillesferse des Riesen Vattenfall.

Für die Trasse soll eine neun Meter breite Schneise durch den Grünzug Altona geschlagen werden. Entlang der Trasse sollen rund 400 Bäume gefällt werden, für die es vor Ort keinen angemessenen Ersatz geben wird. Trotz dieses massiven Eingriffs sind weder BürgerInnen noch Naturschutzverbände an der Planung beteiligt worden. ROBIN WOOD hält dies – ebenso wie der BUND Hamburg, der dagegen Klage eingereicht hat – für rechtswidrig.

Was uns besonders ärgert: Moorburg zu verhindern war eines der zentralen Wahlversprechen der Hamburger Grünen. Das haben sie verkauft! Und wofür? Für eine Schulreform, die keiner der Bürger haben will…

Weitere Infos: www.robinwood.de

Steckbrief – Geplantes Kraftwerk Moorburg

Betreiber

Vattenfall

Elektrische Nennleistung (brutto)

1640 Megawatt
(2 Blöcke à 820 MW)

Thermische Nennleistung

450 Megawatt

Brennstoff

Steinkohle

Stromabgabe

11,3 TWh pro Jahr

Fernwärme-Abgabe

1,6 TWh pro Jahr

Baubeginn (vorläufige Genehmigung)

Sommer 2007

Geplante Inbetriebnahme

2012

Geplante Betriebsdauer

mindestens 40 Jahre

CO2-Ausstoß

8,5 Mio Tonnen pro Jahr

spezifischer CO2-Ausstoß

720 Gramm pro kWh

Energieverlust (Jahresmittel)

ca. 48%

Baukosten

ca. 1,8 Mrd €

ilona

ist freie Jour­na­lis­tin, Publizistin, Projekt­ma­che­rin und Medienaktivistin. Seit über zehn Jahren schreibt sie Bücher, Blogposts, macht Podcasts, gibt Workshops und hält Vorträge. Zudem begleitet und berät sie öko-soziale Organisationen, Gemeinschaften, Künstler:innen, Kreative und Aktivist:innen bei der ganzheitlichen und nachhaltigen Planung und Kommunikation ihrer Projekte und Bücher.

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