Medien bestimmen unsere Wahrnehmung, unsere Meinungen und damit auch unser Handeln. Ein Beitrag über die Konstruktion unserer Welt.
Die meisten Dinge, die wir über das Leben wissen, haben wir nicht selbst erlebt. Unser Weltbild ist ein Konstrukt aus Informationen die uns die Medien liefern; Informationen die wir selektiv wahrnehmen und nur selten überprüfen – weil sie so schön in unser Weltbild passen. Wir ahnen vielleicht, dass wir nicht alles glauben sollten was uns da aufgetischt wird. Aber die wenigsten sind Experte genug oder haben die Zeit, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Das alltägliche Informationsbombardement
Und so überlassen wir den Medien mehr und mehr die Hoheit über unser Weltbild. Doch anstatt sie infrage zu stellen, suchen wir uns lieber informelle Nischen, in die wir uns zurück ziehen können, vertrauen nur noch ausgewählten Quellen oder schützen uns mit Ablenkung und Zerstreuung vor dem täglichen Informationsbombardement. Während sich in anderen Ländern die Menschen gegen Manipulation und sinnfreie Unterhaltung formieren, bleibt es bei uns weitgehend still. Höchste Zeit also, die Arbeit der Medien mal insgesamt unter die Lupe zu nehmen.
Unsere moderne Informationsgesellschaft beschießt uns täglich mit Tausenden von Informationen: Kaum sind wir aus dem Schlaf erwacht, geht es schon los. Wir lesen die Werbung auf der Verpackung der Frühstücksflocken, hören nebenbei die neuesten Meldungen Radio oder lesen Zeitung. Später auf dem Weg zur Arbeit traktieren uns die mehr oder weniger aufdringlichen Werbebotschaften am Straßenrand, auf den Autos, in den Schaufenstern der Geschäfte und sogar auf der Kleidung der Passanten.
Danach nutzen wir das Internet, lesen hier vielleicht einige weitere News vom Tage, werden wieder mit Werbung konfrontiert, unterhalten uns mit unseren Arbeitskollegen über alles was die Welt bewegt, lesen in der Pause eine Illustrierte oder ein politisches Magazin, die Werbung auf dem Pausensnack, auf dem Getränkeautomaten…
Anschließend gehen wir vielleicht noch etwas einkaufen und versinken geradezu in einer Fülle von Werbebotschaften, Produktmarken, Plakaten und Flyern. Zuhause angekommen, bereiten wir uns das Essen zu, hören dabei wieder Radio und setzen uns später vor den Fernseher, um die Nachrichten zu schauen, einen Spielfilm (mit Werbeunterbrechung) oder surfen noch mal im World Wide Web. Auf Schritt und Tritt werden wir von Informationen bedrängt.
Selektieren, um zu überleben
Kein Wunder, dass wir irgendwann einfach nicht mehr können und uns in uns selbst zurückziehen, auf Durchzug schalten, und in der Wahl der gewählten Informationsquellen stark eingrenzen. Wir sind einfach satt. Zu viele Informationen überfordern unseren Verstand und unsere Gefühle. Am Ende eines jeden Tages brummt uns der Schädel und wieder einmal formt sich aus den Fragmenten ein Gesamtbild, die Tagesrealität die sich in unserem Bewusstsein verdichtet.
Um in diesem täglichen Bombardement an Informationen zu bestehen, können wir gar nicht anders als zu selektieren. Unser Sinne sind permanent damit beschäftigt, nur noch das zu uns durchzulassen was unseren Verstand nicht überfordert und seelisch zu sehr bedrängt. Doch was dringt zu uns durch und warum? Eine Frage die sich nicht nur Werber stellen, sondern auch Medienmacher.
Sie haben subtile Tricks und ausgebuffte technische Werkzeuge entwickelt, um unseren mentalen Schutzring zu überwinden und ihre Botschaft zumindest in unserem Unterbewusstsein zu platzieren, wo sie sich unbemerkt und unerkannt versteckt hält, bis sie im richtigen Moment aktiviert wird und uns zu genau den Assoziationen und Handlungen zwingt, die gewünscht sind. Bei der Produktwerbung nochvergleichsweise harmlos, aber was ist mit den politischen Informationen?
In diesem Beitrag befassen wir uns mit diesen Tricks. Tricks, mit denen uns die Medienmacher um die Finger wickeln wollen. Wir beschäftigen uns mit den manipulativen Techniken und Strategien, die unsere Weltsicht, unsere politischen und gesellschaftlichen Einstellungen, unser Kaufverhalten und nicht zuletzt das Bild von uns selbst, beeinflussen sollen.
Der Journalismus von heute
Die Medien haben eine ganz konkrete Aufgabe. Sie sollen ein Gewissen der Öffentlichkeit sein, der Gerechtigkeit dienen und den Mächtigen genau auf die Finger schauen. Eine Aufgabe, die in Deutschland nach dem 2. Weltkrieg eine genauso große Priorität genoss, wie die politische Gewaltenteilung in Judikative, Legislative und Exekutive. Die Medien gelten als vierte Macht im Staat und tragen damit eine große demokratische Verantwortung. Zumindest in der Theorie.
Denn in der Praxis sieht es ganz anders aus. Die sogenannten „Leitmedien“ befinden sich weitgehend fest in der Hand weniger Medienkonzerne und haben sich zu reinen Sprachrohren wirtschaftlicher Interessen machen lassenm. Interessen die mächtiger sind als die Politik, vielmehr dieser sogar sagen, wo es lang zu gehen hat. So hat sich mit den Jahren ein geschlossenes System an Nutznießerschaften entwickelt und damit den Niedergang der unabhängigen Presse eingeleitet. Ausnahmen, die bekanntlich die Regeln bestätigen, haben leider nur wenig Einfluß auf diese Gesamtentwicklung.
Journalisten im Jahr 2009 haben die Wahl: Entweder sie lassen sich vor den Karren spannen und schaffen es so, sich innerhalb ihrer Struktur nach oben zu dienen – oder sie nehmen ihre ureigenen Aufgaben wahr und versuchen, investigative Recherche (auch gegen wirtschaftliche Interessen) zu betreiben. Im ersten Fall können sie sicher sein, dass sie als willfährige Wortverdreher vom System gehalten und geschützt werden – zumindest bis zur nächsten Rationalisierungswelle. Gehen sie den zweiten Weg, droht ihnen ein Leben abseits ihres Berufstandes, der wirtschaftliche Ruin oder sogar juristische Repressalien. Kein Wunder, warum sich die meisten „ernsten“ Journalisten für den Komplott, für die Täuschung der Bevölkerung und die eigene Karriere entscheiden.
Das Minimax-Prinzip
In den meisten Redaktionen herrscht, nicht zuletzt wegen Unterpersonalisierung, ein raues Klima. Der Kunde, der seine Anzeigen und Werbeclips schaltet, gibt den Ton an, denn er hat das Geld. Und so muss unter Zeitdruck produziert werden, am besten nach dem Minimax-Prinzip – wenig Aufwand viel Ertrag. Da ist meist kein Platz für große Recherche oder tiefer gehende Themen. Entweder bedient er sich bei den wenigen großen Presseagenturen, die ihn mit Themen versorgen oder er greift auf die stetig wachsende Zahl an PR-Meldungen zurück – auch im politischen Ressort.
In jedem Fall wird er sich meist hüten, Dinge zu hinterfragen, gegen die Kundeninteressen zu recherchieren oder sonst wie den Mund aufzumachen. Selbst bei politischen Magazinen kann man seit einigen Jahren einen Verfall journalistischer Sitten beklagen, denn auch sie haben ihre grundeigene Aufgabe bereits hinter sich gelassen und beliefern den wahrheitshungrigen Leser, Zuhörer und Zuschauer nur mit etwas intellektueller Besserwisserei, Scheinrecherchen und letztlich doch wieder mit eben genau der Propaganda zu der sie die Lobbyisten und Geldgeber nötigen. Und so wundert man sich nicht eben selten über die seltsamen Tendenzen von Artikeln auch etablierter Magazine.
Es soll niemand sagen, man habe es nicht gewusst
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=nNwJEW7ELVY[/youtube]
Knapp und auf den Punkt gebracht. Ein Ausschnitt aus dem medienkritischen Klassiker „Network“
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=m_An2sW0XVs&feature=related[/youtube]
Cui Bono?
Eine Frage die sich jeder Detektiv bei der Ermittlung seiner Kriminalfälle stellt ist: „Wem nützt es?“ Genau mit dieser Frage sollte man beginnen, wenn man sich mit den Medien beschäftigt. Was bei der Werbung noch leichter auszumachen ist- denn hier soll einzig und allein etwas verkauft werden – fällt bei den Medienberichterstattung schon schwerer.
Wem nützt der Artikel, den wir gerade lesen, wem die politische Dokumentation im Fernsehen, wem das Fazit dass wir aus einer Talkshow ziehen, wem die Meldung in den Nachrichten, wem die belanglosen Reality-Soaps, Gerichtsshows und Infotainment-Sendungen und diversen Formate, die uns rund um die Uhr serviert werden? Auf dem ersten Blick allen und jedem, doch auf den zweiten Blick entdecken wir ein System hinter dem Ganzen. Ein Prinzip, ein Konzept dass nur ein Ziel hat: Unsere Realität (und damit uns selbst) zu formen.
Wenn wir mal alle Inhalte aus Fernsehen, Radio, Zeitungen und Internet zusammennehmen, so können wir diese ohne weiteres in zwei einfache Bereiche gliedern: a) Meinungsbildung und b) Unterhaltung. Doch sie wirken unmittelbar aufeinander und verschmelzen immer mehr. Ganz gleich, ob wir eine Illustrierte aus der Yellowpress zur Hand nehmen, eine Unterhaltungssendung für die Kids einschalten, eine „anspruchsvolle“ Talk-Show oder einen mehrseitigen Artikel aus einem „investigativen“ Politikmagazin aufschlagen: Bei näherer Betrachtung geht es stets darum, Aufmerksamkeit zu erreichen, uns zu unterhalten und „durch die Blume“ unsere Meinung zu beeinflussen; ein Weltbild zu generieren.
Journalistische Distanz und Ausgewogenheit
Diesem Ziel unterwerfen sich nicht nur ethische Ansprüche, sondern gleichfalls auch die journalistische Distanz und Ausgewogenheit. Unterhaltung ist das Mittel, um uns zu bannen und genau die Information in uns zu platzieren, die die gewünschte Meinung formt. Das kann eine politische Haltung sein, ein gesellschaftliches Vorurteil, das Gefühl der Ohnmacht, Ärger, vielleicht sogar Hass auf irgend jemanden – oder einfach nur eine Falschinformation, um von anderen Hintergründen abzulenken.
Das kann aber genauso ein Impuls sein, der unser Kaufverhalten steuert, uns Angst einjagt oder unsere allgemeine Resignation fördert. Man kann sich die gesamte Zeitungslandschaft, das Fernsehen, die Radiowelt und auch das Angebot der Großen im Internet ansehen und wird nicht eine Ausnahme finden, denn immer geht es um Kaufen und Verkaufen, aber auch politische und gesellschaftliche Interessen, die – besser oder schlechter gemacht – uns über Emotionen „verkauft“ werden sollen.
Qui Bono? Ganz bestimmt dem jeweiligen Redakteur, dem Journalisten, der uns den Braten auftischt und das Produkt verkaufen soll. Denn er verdient damit sein Geld und kann die zweifelhafte Erfolgsleiter hinauf steigen. In jedem Fall aber dem Verleger, dem Besitzer der Radio- und Fernsehstationen, der Verlage und Mediengruppen, denn er verdient an den Einschaltquoten oder Verkaufs- oder Zugriffszahlen. Er kann Werbeclips und Anzeigen verkaufen, lukrative Partnerschaften mit anderen Unternehmen eingehen oder auch den Aktienkurs seines Unternehmens steigern. Er kann sich politisch verdient machen, wenn er es schafft, die Öffentlichkeit für politische Freunde zu gewinnen. Und wer hat das Nachsehen? Der Konsument, der Leser, Hörer und Zuschauer. Wir alle. Denn wir sollen stets nur das essen was auf den Tisch kommt…
Das Instrumentarium der Manipulation
Wer glaubt, dass in der Medienwelt auch nur irgendetwas dem Zufall überlassen bliebe, der irrt sich gewaltig. Wer weiß schon dass der informative Beitrag über ein neues Auto, den er eben im Fernsehen gesehen hat, von der Automobilindustrie lanciert wurde? Wer weiß, dass der engagiert und leidenschaftlich geschriebene Artikel in seinem Lieblingszeitung von den PR-Profis aus irgend einem Ministerium oder den Abteilungen eines Unternehmens kommt?
Wer weiß, dass die Vorabendserie – von der er keine Folge verpasst – Teil einer gesellschaftspolitischen Agenda ist? Wer weiß, dass die Lieblingssendung seines Kindes massiv auf dessen Art die Welt zu begreifen, Probleme zu lösen oder zum Beispiel Mitgefühl zu entwickeln Einfluss nimmt? Wer weiß, dass die Botschaft der ach so kontroversen Talk-Show schon lange feststand? Und selbst wenn er es weiß, was kann er daran ändern?
Medien sind nicht unabhängig – wie auch? Ein kommerzieller Sender ist den Anzeigenkunden verpflichtet, den Aktionären und allzu oft auch der politischen Agenda der Besitzer. Und die öffentlich rechtlichen Medien sind Sprachrohr der jeweiligen politischen Interessen im Hintergrund – mal mehr und mal weniger erfolgreich. Es geht wie so oft allein um die Macht, Realitäten herzustellen und bestehende Wirklichkeiten zu verbiegen. Um diese Ziele zu erreichen, greifen die Medienmacher auf harmlose, weniger harmlose und geradezu hinterlistige Tricks zurück. Das Instrumentarium der Manipulation ist reichhaltig. Nur ein paar Beispiele:
1) Politiker-Inszenierung mit gestellten Bildern
Ein Politiker soll von der Partei und den hinter ihm stehenden Wirtschaftskräften aufgebaut werden, um eine gewünschte politische Linie zu verkaufen. Was geschieht? Er wird von den Medien in das richtige Bild gerückt. Dabei spielt es keine große Rolle, ob diese Bilder der Wahrheit entsprechen. Hauptsache die (nicht kritische) Öffentlichkeit nimmt ihn so wahr, wie es sich die PR-Strategen ausmalen.
Beispiel 1: (NDR) Außenminister Frank-Walter Steinmeier PR-Feldzug in Afghanistan
Beispiel 2: (WELT ONLINE) Merkel und Gabriel bestaunen Eisschmelze
Beispiel 3: (abendblatt.de) Der Mann des Jahres (Wladimir Putin)
Nicht mehr als Illusion: Hier inszenieren sich Politiker und schaffen optische Assoziationen. Wir sollen sie als kühn, stark, weise, mitfühlend oder wie auch immer gewünscht wahrnehmen. Dabei ist die Fantasie der politischen PR-Berater oftmals nicht allzu regsam.
Wie häufig konnten wir schon Fotos sehen, auf denen sie mit fester Hand am Ruder irgend eines Schiffes stehen, nur um zu zeigen dass sie alles im Griff haben? Wie häufig sehen wir sie in eine (fiktive) Menge lächeln, winken und feixen, damit wir glauben, sie seien beliebt? In Wirklichkeit, steht dort keine Sau… Wie häufig schütteln sie Hände, drücken Unbekannte an ihr Herz, küssen Kinder… Abgedroschen? Ja. Wirksam? Ja, leider noch immer.
2) Die fiktive öffentliche Meinung
Ein Politiker soll nach Meinung seiner Gönner oder Widersacher entweder in den Medien aufgebaut oder niedergemacht werden. Hier wäre es selbst für den Boulevard-Journalisten zu plump, direkt vorzugehen. Es ist immer einfacher und effizienter eine öffentliche Meinung hinter sich zu scharren. Und wenn es die nicht gibt, so wird sie halt künstlich gemacht. Auch hierfür gibt es zahlreiche Beispiele. Eine auffällige Kampagne in dieser Richtung konnten wir vor einiger Zeit erleben, als der US-amerikanische (noch) Präsidentschaftsanwärter Barack Obama auf Europa-Tour war.
Man schaffte ihm ein optisches wichtiges Umfeld (das an die berühmte J. F. Kennedy-Rede erinnern sollte) und machte im Vorfeld reichlich Wind darum (Live-Übertragung, dutzende von Experten-Interviews, Europameisterschaft-Party-Stimmung etc.) und konnte so auf Tausende von Zuschauern vor Ort hoffen. Diese versetzte man in hinreichend Feierlaune, um die Bilder wiederum als Obama-Euphorie hochzustilisieren. Geschafft: Genau diese Bilder brauchten wiederum Obamas Wahlkampfstrategen für seine Heimat – schließlich wurde ihrem Schützling vorgeworfen, er habe keine politische Auslandserfahrung… Quelle: (SPON) Bildstrecke Obamania
3) Ein unliebsamer politischer Gegner
In der informellen Nahrungskette steht der Konsument an der letzten Stelle und wie wir alle wissen, beißen den letzten die Hunde. Ein besonders ausgebufftes Spielchen betreiben hier die TV-Talkshows, die sich investigativ und tiefschürfend geben, letztlich aber aber nie genau die Fragen aufwerfen, die es dringend zu klären gälte. Das Konzept sieht stattdessen vor, eine mediale Rampe zur Verfügung zu stellen, auf der Politiker sich inszenieren können und über die man unliebsame Gestalten des öffentlichen Lebens zur Unperson umformen und vom medialen Rand schubsen kann. Die politischen Talkmaster fungieren hier als Stichwortgeber und Agitatoren.
Sie lassen sich vor den Karren spannen und sind bereit, ein als politische Aufklärung getarntes Fernsehformat – das noch dazu von uns Bürgern über Gebühren finanziert wird – zur schnöden Meinungsbildung zu mißbrauchen. Ihnen geht es nicht wirklich darum, Probleme zu lösen, als vielmehr ihre Zuschauer auf eine vorgegebene Denkweise zu reduzieren und gewünschte Lösungswege in ihre Köpfe zu setzen. Ganz so, wie es die Kaste der politischen Lobbyisten wünscht. Sie sind sich nicht zu Schade und werden sich irgendwann einmal der Frage stellen müssen, warum sie bei diesem Spiel mitgemacht haben. Auch hier mag es Ausnahmen geben, doch sind diese medial leider eher unbedeutend.
Spieglein, Spieglein…
„Ich glaube nur das was ich sehe.“, wie häufig habe ich diesen Satz persönlich gehört, wenn es mal wieder um strittige politische Fragen ging. Der Hinweis, dass man aber auch nicht alles glauben solle, was man zu sehen bekommt, wurde meist mit einem etwas trotzigen Achselzucken quittiert und das Gespräch kam schnell darauf zum Erliegen. Wie sollte das auch gehen, wenn zwei Menschen ganz unterschiedliche Informationsquellen nutzen, um sich das Leben zu erklären?
Wir brauchen nur zwei Zeitungen mit gegensätzlicher politischer Ausrichtung nebeneinander zu legen und schon können wir über ein und den selben Sachverhalt gänzlich unterschiedliche Aussagen lesen. Doch was stimmt und was nicht? Würden wir tatsächlich so weit gehen, dass wir die Inhalte miteinander vergleichen, dass wir uns anschauen, wem zum Beispiel der Verlag gehört der die Zeitung produziert oder den Background des jeweiligen Verfassers recherchieren? Nein, wenn das Geschriebene in unser Weltenschema passt, verpufft im selben Moment genau jene kritische Haltung mit der wir gegenläufige Meinungen bedenken.
Dabei halten uns unsere Medien einen Spiegel vor, der uns genau das gibt, was wir erwarten, wenn wir in ihn hinein schauen. Dabei ist jedes Mittel Recht: Die Manipulation von Bildern, versteckte (sublimierte) Botschaften die nur von unserem Unterbewusstsein wahrgenommen werden oder aber – ganz simpel – die Lügen der Volksvertreter und Wirtschaftsbosse, die uns alles erzählen würden, nur um sich selbst Vorteile zu verschaffen. Die Medien teilen die Welt in gut und böse, richtig und falsch auf und servieren uns ihre Sicht der Dinge immer wieder und auf allen erdenklichen Wegen. Keine Frage, es handelt sich hier um nichts anderes als Propaganda.
Hier eine kleine Dokumentation, die sich mit den Machenschaften und Tricks der Medienmanipulatoren beschäftigt:
Der Krieg um die Köpfe – Teil 1 (Intro):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=r5iGWneBJ1A&feature=related[/youtube]
Der Krieg um die Köpfe – Teil 2 (Die Rolle der Medien):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=kue8zqHdWNY&feature=related[/youtube]
Der Krieg um die Köpfe – Teil 3 (Die Rolle der Medien):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=6x0ApveL5SA&feature=channel_page[/youtube]
Der Krieg um die Köpfe – Teil 4 (Die Rolle der Medien):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=nHGXGFE_N7g&feature=channel[/youtube]
Der Krieg um die Köpfe – Teil 5 (Die Rolle der Medien):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=N-ELWUMOBTA&feature=channel[/youtube]
Auch wenn die alternativen Medien teils mit denselben Denkstrukturen operieren und die Welt in gut und schlecht aufteilen wollen, so entnimmt man ihnen immerhin den Anspruch auf Unabhängigkeit und den tiefen Wunsch auf freie Meinungsbildung und -äußerung. Dennoch laufen sie Gefahr, letztlich zu genau dem zu werden was sie verabscheuen: Einem Instrumentarium zur Erschaffung von Wirklichkeiten und eine Speerspitze gegen all diejenigen, für die die alte Welt, die alte Wirklichkeit in Trümmern liegt und die sich ohnmächtig und hilflos fühlen.
Es ist durchaus wahrscheinlich, dass dieser (im Moment noch digitale) Informationskrieg in absehbarer Zeit zu einer spürbaren Realität in der realen Welt wird. Denn wenn sich zwei Gruppen mit ihrer Weltsicht diametral gegenüber stehen, dann werden sie einander immer ähnlicher. Das liegt in der Natur der Sache. Was verloren geht, ist die Toleranz – auf der einen Seite schon längst verloren, auf der andere bereits in Auflösung begriffen. Man wundert sich, warum kaum einer auf den Gedanken kommt, dass sich so auch alternative Medien instrumentalisieren lassen und man (ganz freiwillig) einen gesellschaftlichen Spaltungsprozess voran treibt – eine Spaltung, die sich schon in einigen Monaten rächen könnte.
Und noch eine weitere, interessante Dokumentation:
Die Propaganda Maschine (1/3 ):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=czVZbXPdKpc[/youtube]
Die Propaganda Maschine (2/3 ):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=WbuCK2-xaE8&feature=related[/youtube]
Die Propaganda Maschine (3/3 ):
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=pp8TK9GZu8U&feature=related[/youtube]
In der Physik gibt es den Spruch: Aktio = Reaktio, welcher besagt, dass jede sich auswirkende Kraft eine gleich starke Gegenkraft bewirkt. Diesen zugrunde legend, lassen sich auch gesellschaftliche Dynamiken verstehen, in diesem Fall die Dynamik politischer Aggression.
Was, wenn die politischen Strategen genau das wollen? Was, wenn sieauf diese Weise politische Freidenker vereinnahmen und indirekt vor den Karren ihrer Agenda spannen? Diese Agenda sieht offensichtlich eine Destabilität der Bevölkerung vor, welche sich nun mal am besten durch Spaltung und Disharmonie, Vorurteile und gegenseitigen Hass erzielen lässt. Jeder der daran mitwirkt und nicht gleichzeitig integrative Elemente (für alle) bereit hält, macht sich zum Handfutter genau derer gegen die er aufbegehren will.
Aussichten
Wenn die Bevölkerung tatsächlich eine Chance auf Freiheit, insbesondere Willensfreiheit, nutzen will – denn diese schrumpft fast täglich um ein weiteres Stück – dann wird sie dies nur schaffen, wenn sie möglichst alle ins Boot holt, und nicht die Techniken und Denkstrukturen der großen Medien imitiert.
Wenn sie eine Chance auf Besserung der Verhältnisse wünscht, dann sind Integration, Solidarität und eine positive Vision für die Zukunft der einzige Weg. Alles andere führt früher oder später zur vollständigen Desintegration und zum Verfall der gesamten Gesellschaft. Was dann übrig bleibt, wird eine verängstigte Menschenherde sein, die sich bereitwillig vor jeden Karren spannen lässt, nur um dem persönlichen Dilemma zu entfliehen.
Eine zerstörte Gesellschaftsstruktur bietet keinerlei Halt mehr, für niemanden
Die Medienvertreter haben es soweit kommen lassen, sich nicht nur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach und nach zu entziehen, sondern sich zu Marionetten der Mächtigen machen zu lassen. Wenige Ausnahmen mögen die Regel bestätigen. Doch wird uns das reichen? Tatsache ist, dass sich in der gegenwärtigen Krise immer mehr Menschen von der Politik angewidert abwenden oder sich an ihre Hausmedien klammern, damit aber genau diesen die Arbeit noch leicht machen.
Der einzige Ausweg wäre hier ein Umdenken der alternativen Medienmacher, denn es bedarf alternativer Konzepte, um die verängstigten und verunsicherten Menschen ins Boot zu holen, ihnen Mut zu machen und einen Ausweg zu zeigen. Hier haben sie ein großes Entwicklungspotenzial, dass jedoch zur Zeit noch an der fehlenden Selbstreflexion und hausgemachter Selbstgerechtigkeit scheitert. Es geht gar nicht so sehr um die Wahrheit, denn die hat bekanntlich viele Väter, sondern darum, was man daraus macht…
Ich würde es mir dringend wünschen, dass es unter denen, die die Medien machen, eine Art Verschwörung gäbe, menschlich ermutigend zu sein.
Richard von Weizsäcker (*1920), dt. Politiker (CDU), 1984-94 Bundespräsident
Bildquelle: doatsch, Pixelio.de
Hallo,
hier gibt es (noch für ein paar Tage) eine gut gemachte arte-Doku über die Geschichte und Relevanz der Print-Magazin – mit einem interessanten Einblick in die Geschichte: http://plus7.arte.tv/de/detailPage/1697660,CmC=2753792.html
Viele Grüße,
Marek
Manche der Texte in diesem Blog sind bewusst essayistisch gehalten, andere dafür eher recherchelastig. Ich glaube, der Mix macht´s. Im Übrigen glaube ich tatsächlich an die „Selbstheilungskräfte“ in einer Gesellschaft. Zwar hat diese ziu keiner Zeit und nirgendwo Ungerechtigkeit und Unterdrückung tatsächlich abschaffen helfen, diese aber immer wieder zurück geworfen. Es ist die Frage, wozu wir dieses Mal in der Lage sind.
Viele Grüße,
Marek
Man muss gar nicht so weit in die Tiefe schauen, um zu verstehen, dass die Medien ihr Spiel mit uns treiben. Vielleicht geht es nur darum, die Hoffnung in die Selbstheilungskräfte der Gesellschaft nicht zu unterschätzen…
George W.
(Man kann sich mal irren…)
Hallo Heidi,
ja, das Zeitfenster schließt sich, die Dinge nehmen ihren Lauf und ich persönlich (!) habe den Eindruck, dass eine „kritische Masse“ daran nichts ändern wird, wenn sie dieselben Strukturen und Kommunikationsformemn, vor allem aber diesselbe Spaltungsrhetorik verwendet. Ich maße mir gar nicht an, ein entgültiges Fazit zu treffen, sondern beobachte nur etwas zerknirscht, dass so langsam die Felle davon schwimmen.
Der Artikel bewegt sich ganz bewusst an der Oberfläche, denn er wendet sich in erster Linie an diejenigen die sich an ihre Hausmedien krallen und alles andere tun, als diese zu hinterfragen – da sie in der Krise einen Informationsanker suchen. In diversen Gesprächen die ich geführt habe, lief es darauf hinaus, dass die Unterhaltung zum Ende hin immer eine Unterhaltung über Informationen und die Medien war. Allein die Hypothese, dass in ihrer Tageszeitung, im Fernsehen und sonstwo handfeste Interessen im Hintergrund stehen, wurde nur bis zu einem Teil akzeptiert.
Zugegeben: Die Bevölkerung, das sind wir alle. Und die Veränderungen die ich mir wünsche, richte ich insbesondere gerade an diejenigen, die das alte System so prima fanden und mit Klauen verteidigt haben. Es sind – meiner Meinung nach – weniger systemische Fragen als vielmehr ganz menschliche. Die Frage stellt sich ja immer… muss das System ein anderes sein, oder der Mensch sich ändern? Ich glaube, dass auch gerechte Systeme am Menschen scheitern, wenn er die Grundlagen für gerechtes Handeln nicht in sich trägt, oder zumindest keine Neigung verspürt, ihnen nachzukommen. Hier ist in den letzten zwei Jahrzehnten sehr viel kaputt gegangen…
Im Übrigen habe ich im Beitrag ja gerade die Widrigkeit von PR-Kampagnen beschrieben.
Viele Grüße,
Marek
Ratlos?!
Was wollen Sie denn, werter Marek?
Welches Ziel verfolgen Sie?
„Wenn die Bevölkerung tatsächlich eine Chance auf Freiheit, insbesondere Willensfreiheit, nutzen will – denn diese schrumpft fast täglich um ein weiteres Stück – dann wird sie dies nur schaffen, wenn sie möglichst alle ins Boot holt, und nicht die Techniken und Denkstrukturen der großen Medien imitiert. Wenn sie eine Chance auf Besserung der Verhältnisse wünscht, dann sind Integration, Solidarität und eine positive Vision für die Zukunft der einzige Weg.“
Wer ist „die Bevölkerung“ und wen soll dieselbe „ins Boot“ holen – und vor allem – in welches Boot?
Ich muss sagen, Ihr Fazit, des, zugegeben, recht umfangreichen Artikels – indem allerdings alles sehr „allgemein“ abgehandelt wird, enttäuscht, und lässt mich nach Ihrer PR-Strategie suchen.
Die „Verschwurbelungsmethoden“ aller möglichen und unmöglichen Auftraggeber von PR-Kampagnen sind doch längst flächendeckend. Haben sie da noch einen Überblick?
Und – welche alternativen Medien sollen denn da einen Ausweg finden, wenn diese doch, wie Sie sagen, auch schon längst von den anderen korrumpiert worden sind.
Tut mir leid, aber wir haben nur eine Möglichkeit: wir negieren das gesamte System. Allerdings, es wird nichts nützen.