Wenn in einem Wasserbecken die großen Haie alle kleinen Fische gefressen haben, dann können sie nicht anders als irgendwann übereinander herzufallen. Das Bild ist vielleicht etwas drakonisch gewählt, doch ähnlich ging es mir, als ich Ende letzter Woche diese Farce um das Treffen der beiden „mächtigsten Männer der Welt“ verfolgte. Da hatte man jahrzehntelang mit ansehen müssen, wie USA und UdSSR umeinander „schwammen“ und mit ihrem spinnerten Streit die Welt in Atem hielten. Dann war die UdSSR weg und die USA der einzige Superfisch auf Erden. Nun ist mit China ein neuer heran gewachsen und der hat auch jede Menge Appetit.

Eigentlich ist das Bild doch nicht so abwegig, denn man kennt dieses lustige Bild von den kleinen „Putzerfischen“ die den Haien die Parasiten vom Körper fressen, oder die Zähne reinigen, in dem sie sich die Krumen schnappen die sich dort verfangen haben. Ganz ähnlich ist es doch mit den kleinen Staaten die nicht anders können (oder wollen), als sich mit den Großen auf eine subtile Allianz einzulassen. Sie machen sozusagen die Drecksarbeit, werden dafür aber nicht gefressen – lohnt sich doch.

Ein Hoch auf die Fresskette

Nun gut, nach dem die Sowjetunion verschwunden ist, konnten die USA der ganzen Welt die Trumpfkarte ausspielen und ihren „Way of (Sea)Life“ noch in den letzten Winkel der Erde exportieren. Der Kapitalismus sei die beste aller Lebensformen. Letztlich nichts anderes als zu behaupten, dass die Fresskette im Fischbecken eine absolut gerechte Sache sei. Kann man natürlich, wenn man sich selbst den Wanst gerade voll geschlagen hat. Die „Putzerfische“ lebten ja auch ganz gut dabei und konnten so tun, als wäre es ihre höchst eigene Fressbilanz, bis…

…Ja bis ein anderer Hai heran gewachsen war, der seinerseits Fressbedarf anmeldete. Vielleicht ganz gut, da der letzte Große im Becken sich am Ende ja selber fressen müsste. So hatte man eine Allianz geschlossen, teilte den Teich untereinander auf und wartete ab. Bis heute. Denn die Fresskettentheorie hat dann eben doch ihre Lücken. So mussten die USA mehr und mehr Futter von China borgen, um den unersättlichen Hunger zu stillen. Und China fand gefallen daran zu verleihen, auch an die kleineren Fische, um sie von sich abhängig zu machen. Während der eine Hai seine Zähne zeigte, zeigte der andere seine schier unerschöpflichen Futterreserven. Doch nun, waren beide und ihre Abhängigkeiten zueinander viel zu groß geworden.

Was man aus dem Teich mitnehmen kann ist der an Wahnsinn grenzende Unsinn den beide hier verzapfen – und sich am Ende gegenseitig vorwerfen. Die USA mit ihrer Fresskettentheorie, Marke „Nimmersatt“, und die Chinesen mit ihrer Hamstermentalität bei der für das eigene Multimillionenvolk nur Krumen bleiben.

Obama hört kein HU

Vor dem Staatsbesuch des Chinesischen Präsidenten Hu Jintao gab es bereits allerlei Gestänker. So hatte US-Verteidigungsminister Robert Gates vor seinem jüngsten China-Besuch dezent vor der Unterschätzung Amerikas gewarnt: „Die Mülltonne der Geschichte ist mit denen überfüllt, die geglaubt haben, Amerika würde keine Bedeutung mehr haben“ und Jintao wiederum übte scharfe Kritik an der Geldpolitik der USA. „Die Annahme, mit einer Aufwertung des Yuan lasse sich die Inflation in den Griff bekommen, sei zu einfach.“ und „Ein vom Dollar dominiertes Währungssystem sei ein „Produkt der Vergangenheit“.“ Junge, junge muss der Magen knurren.

Bei der gemeinsamen Pressekonferenz wurde Jintao natürlich auf das Thema Menschenrechte angesprochen, doch gerade in diesem Moment – so der Volkstribun – klappte es irgendwie mit der Übersetzung nicht so richtig. Nachgehakt machte er mehr als dünnflüssige Zugeständnisse und sagte, dass man sich ja bessern wolle. Das ist ein wenig so, als wenn dem Hai noch die Heckflossen eines toten Fisches aus dem Maul schauen und er auf die Frage, ob er diesen gefressen hätte, möglichst harmlos mit dem Kopf schüttelt. Die USA wurden übrigens zum Thema Menschenrechte nicht gefragt. Gab es da nicht mal eine Äußerung, das man lieber den Internationalen Gerichtshof bombardieren als sich vor ihm für Kriegsgreueltaten verantworten wolle? Hmmmmmmm.

Äußerst schnappfreudig

Die beiden „mächtigsten Männer“ der Welt haben was zu klären. Amerika wackelt und China wächst. Beides kann gefährlich für die Welt werden. Doch wie gefährlich würde es, wenn sie miteinander kooperierten? Schon peinlich, wie bei uns alle gen China lechzen. Man schaut auf die Handelsbilanz und bekommt feuchte Augen. Das China eine Diktatur ist in der Menschen hingerichtet werden und Menschenrechte nichts zählen… egal. Doch da die USA mit den Menschenrechten eigentlich auch nur als Argumentation für Kriege daher kommen  macht es wohl einfacher. Guantánamo ist ja nicht mehr so richtig ein Thema bei uns, vergessen haben wir es aber nicht.

Kurzum, wir haben es (leider) mit zwei Haien zu tun und beide sind recht schnappfreudig – jeder auf seine Art. Wer hier besser oder schlechter ist, lässt sich kaum sagen. Tatsache ist jedoch das beide Staats- und Wirtschaftsphilosophien tödliche „Nebenwirkungen“ haben. Ob Turbokapitalismus oder Kommunismus nun besser sind, scheint wohl auch egal, denn uns erwartet wohl eher so eine Art Mix aus beiden. China macht es ja bereits vor. Wie aber kann man denn bitte schön Vertrauen in diese Weltanschauungen haben? Es ist ein echter Fall von Fremdschämen unumgänglich, wenn bei uns die Experten immer nur auf das Geld der Chinesen und ihre Produkte schielen, aber dafür jedwede Unmenschlichkeit in Kauf nehmen und herunter spielen. Das war schon bei den Olympischen Spielen in Peking ein einziges Trauerspiel.

Jetzt wird bereits diskutiert, ob nicht de Yuan den Dollar als Weltleitwährung ablösen solle… Doch mal ehrlich: wie man es auch dreht und wendet – der Fischteich (oder besser das Haifischbecken) ist mit diesem Treffen keinesfalls sicherer geworden. Im Gegenteil. Die beiden letzten Haie sind gerade dabei, die Futtergründe aufzuteilen. Ob die Allianz hält was sie versprechen darf dennoch bezweifelt werden, dafür ist der Hai als solcher einfach nicht schlau genug. Und Konflikte gibt es ja bereits genug. Man schaue mal allein auf den Währungs- und Handelsstreit der neuen Rivalen. Da könnte es schon bald was auf die Flossen geben…

Bildquelle: Pixelio.de, wrw