Videotipp: Rudi Dutschke erklärt die Revolution

Das Wort von der „Revolution“ geht wie ein Lauffeuer durch unsere Gesellschaft. Da fühlt man sich doch gleich an die „vorrevolutionäre“ Zeit der 68er erinnert. Auch hier war der Umsturz der bestehenden Ordnung eine Vision, der sich mehr und mehr Menschen anschlossen. Der „Marsch durch die Institutionen“ sollte die Wende bringen. Nicht sofort und auch nicht gleich, sondern in einem (r)evolutionären Akt einer allumfassenden gesellschaftlichen Neudefinitionen auf allen Ebenen.

Wenn man sich heute anschaut, was ein großer Teil der Kämpen auf diesem Marsch aus sich, aber aus unserer Gesellschaft, machten (und machen), dann drängt sich der Verdacht auf, dass der Anlauf entweder ein viel zu großer oder vielleicht sogar zu kurz war. Es fehlte anscheinend an Puste und Schwungkraft, denn viele der Aktivisten von damals wurden mit der Zeit genau zu denen die sie zuvor noch so bitter bekämpft hatten.

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Wenn man die damalige Situation auf heute überträgt, und einen Zipfel Hoffnung mit der heutigen gesellschaftlichen Krise verbindet, dann empfiehlt es sich, sich mit den Argumenten, Strategien und Ideen von damals auseinander zu setzen. Denn eins ist klar: Nichts ist schlimmer als die Erstürmung der Paläste, wenn aus den Revolutionären dann Herrscher und aus den Herrschern womöglich neue Despoten werden. Die Welt heute ist eine andere und die Bedingungen für eine neue Gesellschaft sind weitaus schwieriger als damals. Deshalb kann es kein Fehler sein, sich mit dem Geist der 68er zu beschäftigen und zu anzuschauen, an welchen Stellen sich die Gesellschaft zu ihren Gunsten und an welchen sie sich zu ihrem Nachteil entwickelt hat.

Hierzu ein interessantes Video mit einer Podiumsdiskussion, aus eben jener heißen Zeit in den späten 60er Jahren, genau zu dieser Frage: „Was ist eigentlich eine Revolution?“ Zu sehen sind der damaligen Studentenführer Rudi Dutschke, im Gespräch mit u.a. Rudolf Augstein und Jens Dahrendorf (siehe oben).

Denn eins ist klar: Die Welt von morgen wird eine komplett andere sein und es liegt an uns, ob wir in der Krise lediglich unseren eigenen, revolutionären Idealen nachhängen oder aber wirklich etwas schaffen können, das den ureigenen menschlichen Trieben wie Gier und Egoismus standhält. Was wir uns nicht erlauben können ist eine Zerschlagung des letzten gesellschaftlichen Zusammenhalts um den Preis der Freiheit (des Anderen), die jedoch keine mehr sein wird, wenn sie nicht zur existenziellen Grundlage kommender und notwendiger Reformen gemacht wird. Mit sozialer Unruhe allein ist es nicht getan. Selbst wenn Hunderttausende auf die Straße gehen, so bedarf es doch der Arsenale an Instrumentalien, die ein „Danach“ gewährleisten. Ansonsten wird mann am Ende mehr verloren als gewonnen haben.

Bildquelle:
3sat