Gerade habe ich einen Hinweis auf ein Manifest erhalten, das mich berührt hat. Unter dem Titel „Kriegserklärung in den Deutschen Medien“ haben 17 MenschrenrechtlerInnen ihrer Wut, ihrer Ohnmat, ihrem Frust Luft gemacht: Die klassische Presse verschließt sich ihnen immer mehr.
Sie führen dafür ein Beispiel an:
Am 7. Januar 2010 warnten 140 Menschenrechts- und Hilfsorganisationen vor einem Krieg im Süden Sudans. Am selben Tag vermeldete die UNO ein Massaker an 139 Zivilisten in einem Dorf im Südsudan. Die klassischen Muster für eine breit gefächerte Medienberichterstattung waren gegeben. Die deutsche Presse reagierte, abgesehen vom Online-Angebot der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG und dem BERLINER KURIER mit Schweigen. Die Öffentlichkeitsarbeit von 140 Hilfsorganisationen konnte nichts ausrichten gegen die Selektionskriterien der deutschen Medien.
Im Laufe des Manifest kommen sie zu der Erkenntniss, dass die klassischen Medien damit auch die Menschen in unserer Gesellschaft „erziehen“. „Was lernt ein Jugendlicher über den Wert des Menschen aus der Presse?“, fragen sie. Ihre Antwort: „Dass der Tod eines bis dato völlig unbekannten und unbedeutenden Nationalspielers der Fußballmannschaft irgendwie berichtenswerter ist als der Tod von 100 Menschen am Tag, die vor der ‚Festung Europa‘ ertrinken“.
In diese Kritik stimme ich gerne ein. Was in den Medien zu Sensationen aufgebauscht wird (ich sage nur „geklauter Dienstwagen“) – und was tot geschwiegen wird (beispielsweise wäre – wie an anderer Stelle von uns schon mal erwähnt – ja auch mal endlich ein öffentliche Diskussion in den klassischen Medien über den Afhganistan-Einsatz überfällig!) deprimiert mich selbst auch immer wieder.
Nichts desto trotz. Jammer und Klagen allein hilft nicht. „Sei Du die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt!“. Anders geht es nicht. Und so möchte ich das Manifest ergänzen, um einen Apell: Die meisten von uns sind in der Lage, an entsprechende Informationen heran zu kommen. Aber viel zu viele wollen sich nicht mit diesen anstrengenden und deprimierenden Themen auseinander setzen. Viel bequemer ist es ja, sich passiv unterhalten zu lassen, sich dem Konsum hinzugeben, die unglaublich vielen Ablenkungsmöglichkeiten dankbar wahr zu nehmen.
Aber – und das sage ich mir selbst mindestens ebenso sehr, wie ich es allen Lesern ans Herz legen möchte: Nutzen wir die Chance uns zu informieren. Nutzen wir die Chance zu lesen und zu sehen und zu begreifen. Und nutzen wir die Chance zu schreiben und zu zeigen und zu mahnen. Denn noch nie war das so einfach. Die 17 MenschenrechtlerInnen haben es getan. Nun muss es nur noch „lauter“ werden, weil noch viel mehr Menschen in dieses Lied einstimmen!
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